Dieser Blog wird gepflegt von
Frank Wiesenberg

Archivseite April 2020
Copyright © 2020

Willkommen beim
Römer-Blog des
RÖMISCHEN VICUS

Der Römer-Blog ist ein Teil des Projekts

www.roemischer-vicus.de

Neben dem kleinen "Blick hinter die Kulissen" sammeln sich im Römerblog einige interessante und auch ein paar kuriose oder lustige Notizen zu den Themen Römer, römisches Reenactment, Living History, Archäotechnik und experimentelle Archäologie an.

Das Römer-Jahr 2020 liegt durch die Corona-Präventionsmaßnahmen noch "auf Eis". Wir stehen sozusagen noch immer in den Startlöchern ...
... schaut öfter mal wieder rein! Oder abonniert gleich den RSS-Newsfeed um keine Neuigkeit zu verpassen!


BLOG-ARCHIV
START

2020 --- Dezember - November - Oktober - September - August - Juli - Juni - Mai - April - März - Februar - Januar --- 2020
2019 --- Dezember - November - Oktober - September - August - Juli - Juni - Mai - April - März - Februar - Januar --- 2019

Am 29.04.2020 von QVINTVS:
Neues aus der RömerWelt: Fotoserie Teil 6 - Blick unter den Tresen

Heute erlaubt das "Foto des Tages" im wahrsten Sinne des Wortes einen Blick "hinter die Kulisse(n)", nämlich den Blick unter den Tresen der Backstube und Küche der RömerWelt am caput limitis in Rheinbrohl. Die hier aufgereihten und gestapelten römischen Keramik-Replikate entstammen größtenteils der Werkstatt XAN-TST von Anneclaer Bours-Bergau in Xanten und warten darauf, wieder bei Workshops und Führungen eingesetzt zu werden

Ein guter Anlass zum Füllen der terra-sigillata-Teller mit frischen römischen Speisen wäre das Anfeuern der römischen Backöfen der RömerWelt, was - zumindest nach dem aktuellen Planungsstand - zum "Großen Backhaustag in der RömerWelt" am 18. Oktober 2020 geschehen sollte.

Die Veranstaltungstermine werden rechtzeitig auf der museumseigenen Webseite bekanntgegeben: https://www.roemer-welt.de/Termine/

Dieses Foto entstand mit dem Minolta 24mm MD W.Rokkor 1:2.8 an der "CANOLTA 400D MkII".

 


Am 27.04.2020 von QVINTVS:
Neues aus der RömerWelt: Fotoserie Teil 5 - Wall und Palisade

Das heutige "Foto des Tages" aus der RömerWelt am caput limitis in Rheinbrohl zeigt den Blick über die ersten aus der Wallanlage sprießenden Frühlingskräuter auf die gerade noch schemenhaft erkennbare Eichenstamm-Palisade, die unser Museum vor den "freien Germanen" schützt.

Wall und Palisade werden uns in nächster Zeit etwas Arbeit bereiten. Der Wall wird noch rechtzeitig vor dem verspäteten Saisonstart der RömerWelt gemäht, damit die Besucher dann eine ordentliche Anlage vorfinden. Unser neuer Hausmeister freut sich schon auf diese Aufgabe.

Die Palisade aus in Ehren ergrauten Eichenstämmen ist mittlerweile etwas in die Jahre gekommen. So wie der Zahn der Zeit und einige Kleinnager ihr inzwischen zugesetzt haben wird sie den nächsten "Germaneneinfällen" nicht mehr viel entgegenzusetzen haben. Aber die Instandsetzungsarbeiten der Palisade stehen schon auf dem Arbeitsplan.

Auch dieses Foto entstand mit dem Minolta 58mm MC Rokkor 1:1.2 an der "CANOLTA 400D MkII".

 


Am 23.04.2020 von QVINTVS:
Neues aus der RömerWelt: Fotoserie Teil 4 - Suspensura mit Pfotenabdruck

Heute zeigt das "Foto des Tages" aus der RömerWelt am caput limitis in Rheinbrohl eine kiloschwere, typisch römische Kleinigkeit, an der fast alle Museumsbesucher mit Sicherheit schon vorbeigelaufen sind - jedoch ohne sie bewußt zu wahrzunehmen. Es handelt sich um römische Baukeramik, eine mehrere Zentimeter dicke und damit sehr belastbare Ziegelplatte, die wahrscheinlich als sogenannte suspensura für eine hypokaust-Heizung verwendet wurde. Aus diesen dicken Platten wurden Ziegelsäulen zur Höherlegung des Bodens eines beheizten Baderaums (caldarium = Heißbad, sudatorium = Schwitzbad oder auch apodyterium = Umkleideraum) einer römischen Badeanlage (thermae) gebildet. Zwischen den zahlreichen Ziegelsäulen hindurch zog die in der Feuerkammer (praefurnium) erhitzte Luft samt der Rauchgase und beheizte so den darüberliegenden Fußboden des Badegebäudes.

Da diese Ziegelplatten unter dem Fußboden eingebaut wurden, widmeten die römischen Ziegelmacher ihrem Äußeren wenig Aufmerksamkeit. Sie wurden nur recht grob geformt, ggf. zugeschnitten. Die Oberfläche wurde im Regelfall nicht glatt gestrichen, denn da kam ja eh ein dicker Klacks Mörtel drauf. Zur besseren Haftung des Mörtels wurden viele von diesen Platten noch im feuchten Zustand mit tiefen Riefen angerauht. Bei dem tiefen Strich etwa in Bildmitte könnte es sich um eine solche bewußte Aufrauhung handeln.

Links davon ist ein kleiner Pfotenabdruck zu erkennen. Der Abdruck ist zwar nicht sehr tief, aber zwei bis drei Krallenabdrücke sind gut zu erkennen. Aufgrund der Krallen es sich eher um eine Hundepfote als um eine Katzenpfote handeln, denn Katzen haben ihre Krallen beim Gehen eingezogen. Die Haltung von Hunden als Haus- oder Hoftiere in oder nahe bei römischen Ziegeleien ist gut denkbar. Von der Form und Größe her könnte sich aber auch ein Fuchs hier verwigt haben, denn die Ziegel wurden geformt und dann zum Trocknen ausgelegt. Gut möglich, daß ein Fuchs der Ziegelei nach Schichtende auf der Suche nach liegengebliebenen Leckereien einen Besuch abgestattet hat - und dabei über die ausgelegten suspensura-Platten geschnürt ist.

Ich bin gespannt, wer mir sagen kann, wo diese Baukeramik-Platte in der RömerWelt zu finden ist!
Vielleicht machen wir ein kleines Suchspiel daraus, wenn die RömerWelt wieder für das Publikum offen ist ...

Dieses Foto entstand auch mit dem Minolta 58mm MC Rokkor 1:1.2 an der "CANOLTA 400D MkII".

 

 


Am 22.04.2020 von QVINTVS:
Kleine Leitspindel-Drehbank sucht neues Aufgabenfeld

Nachdem vor ein paar Jahren eine schöne, alte Myford Super 7 Drehbank mit unglaublich reichhaltigem Zubehör den Weg aus dem erweiterten Freundeskreis in Südengland zu mir fand (thanks again, Barry!!!), fiel schon damals die Entscheidung, daß meine kleine, treue Rotwerk EDM 300 DS Drehmaschine weichen muß. Damals war sie zum Glück unter einigen weiteren Projekten richtiggehend begraben, so daß diese Entscheidung zunächst nicht umgesetzt wurde.

Dank der Corona-Zeiten war es jetzt an der Zeit, auch diesem Projekt-Stapel in der kleinen Werkstatt zu Leibe zu rücken. Da die EDM 300 DS damals selten benutzt und immer wieder gereinigt und geölt und vom Deckel des Originalkartons vor Staub, Spinnweben und Werkstattdreck geschützt wurde, präsentierte sich das kleine Maschinchen in einem sehr guten, fast neuwertigen Zustand. Einzig das 25 kOhm Potentionmeter zur stufenlosen Drehzahlverstellung kratzte etwas, was sich in ungewünschten Drehzahlsprüngen äußerte. Nach etwas Online-Recherche war ein passendes, jetzt auch gekapseltes Ersatzteil gefunden, bestellt und heute eingebaut. Jetzt läuft sie wieder wie am ersten Tag! Eigentlich wieder zu schade, die Kleine abzugeben, aber ich kann ja nicht alles behalten ...

Nun ist sie bei eBay-Kleinanzeigen zu bewundern und sucht dort einen neuen Besitzer und ein neues Aufgabenfeld. Dazu gehört natürlich das damals mitgelieferte Werkzeugs und Zubehörs (u.a. Spannbacken und Getrieberäder zum Gewindeschneiden). Die Wanne habe ich abgeschraubt, damit man die Drehbank besser transportieren kann. Die Wanne samt Gummifüßen und Schrauben liegt bei.

EDIT: Und sie hat schon nach wenigen Minuten eine neue Besitzerin gefunden - und bleibt sogar in der "Römer-Szene", was mich sehr freut!

 

 

Technische Daten: max. Spitzenweite 300 mm (kleine, längere Werkstücke können durch das Drehfutter gesteckt werden)
max. Spitzenhöhe 900 mm
max. Werkstückdurchmesser 120 mm
230V/50Hz, 250 W Leistung
2 Drehzahlbereiche schaltbar (bis 1.100 Upm / 2.500 Upm)
stufenlose Drehzahlregulierung
Links-/Rechtslauf
automatischer Vorlauf schaltbar
Dreibacken-Drehfutter mit Innen- und Außenspannbacken (ein Satz ist montiert, der zweite liegt bei)
verstellbarer Reitstock mit MK2-Aufnahme
Gewicht ca. 40 kg
Abmessungen: ca. 70 cm x 30 cm x 30 cm


Am 22.04.2020 von QVINTVS:
Neues aus der RömerWelt: Fotoserie Teil 3 - Glaskanne mit Vogelfeder-Dekor

Nach dem gestrigen eher nachdenklich-traurigen "Foto des Tages" aus der RömerWelt am caput limitis in Rheinbrohl zeige ich heute eine Verquickung von zwei Themen bzw. Objekten, über bzw. auf die ich mich sehr freue. Im Vordergrund ein absolutes Highlight aus dem Glasstudio von Mark Taylor, hergestellt laut Signatur im Jahr 1995. Es handelt sich um die Nachbildung einer römischen Henkelkanne mit sogenannten Vogelfedermuster. Für diese Dekoration wird ein opakweißer Glasfaden auf dem kobaltblauem Glaskorpus aufgewickelt und dann das Muster "eingekämmt", also mit einem Haken quer zur Wicklung in das sehr heiße Glas eingezogen. Diese Kanne, eine Variante der Form Isings 13, hat römische Vorbilder aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. Als Beispiel ist eine dunkelolivgrüne Kanne mit weißer Fadenauflage zu nennen, die in der Luxemburger Str. in Köln gefunden wurde.

Mark Taylor begann 1989 damit, römische Glasgefäße zu reonstruieren. Etwa um die Zeit, als diese Kanne von ihm geblasen wurde, stieß David Hill zu ihm, worauf sie als "Roman Glassmakers" firmierten und dann auch auf Museumsveranstaltungen in Belgien, Deutschland und der Schweiz ihre Gläser vorstellten. Inzwischen deckt ihr Sortiment auch Glas anderer Epochen ab, weshalb eine Umbenennung ihres Geschäfts in "The Glassmakers" erfolgte. Dieses Gefäß mit der damaligen Katalog-Bestellnummer 024a stammt demnach aus einer sehr frühen Phase ihres Schaffens. Genau diese Kanne fehlte mir noch in meiner Glas-Sammlung, weshalb ich sofort zuschlagen musste, als ich sie vor wenigen Tagen in einer Online-Auktion entdeckt hatte.

Als Foto-Kulisse dient hier die Küche und Backstube der RömerWelt. Ich freue mich ganz besonders darauf, diese im Rheinland einmalige Infrastruktur demnächst in Betrieb nehmen zu können! Bislang kenne ich das Rheinbrohler RömerBrot nur vom Hörensagen - und es soll legendär lecker sein! Ein Traum mit moretum, einer Art römischen Frischkäsees, oder zu geräuchertem Schinken. Flankiert wird die Kanne von römischen Replikaten, feine sogenannte terra sigillata sowie Gebrauchs- und Grobkeramik, aus der Töpferei XAN-TST von Anneclaer Bours-Bergau in Xanten.

Dieses Foto entstand auch mit dem Minolta 58mm MC Rokkor 1:1.2 an der "CANOLTA 400D MkII".

 

 

Informationen zum Glasgefäß: Bettina Birkenhagen / Frank Wiesenberg, Zirkusbecher und Rippenschalen. Roman Glassmakers Mark Taylor & David Hill, Werkschau 1989-2012. Römische Gläser in der Villa Borg. Schriften des Archäologieparks Römische Villa Borg 5 = ARCHEOglas 1 (Merzig 2013) 30 Nr. 024a.
  Fritz Fremersdorf, Römisches Buntglas in Köln. Die Denkmäler des römischen Köln III (Köln 1958) 27; Taf. 17.
  Clasina Isings, Roman Glass from Dated Finds (Groningen/Djakarta 1957) 30.
  Peter LaBaume, Glas der antiken Welt I. Wissenschaftliche Kataloge des Römisch-Germanischen Museums Köln 1 (Köln 1973) Nr. L6; Taf. 50 Abb. 2

Am 21.04.2020 von QVINTVS:
Neues aus der RömerWelt: Fotoserie Teil 2 - Schmiede

Das heutige "Foto des Tages" aus der RömerWelt am caput limitis in Rheinbrohl steht symbolisch für die durch den Corona-Lockdown verursachte Zwangspause des Museums, eigentlich sogar der gesamten nicht-virtuellen Kulturszene. Alles steht für die Besucher bereit, setzt aber mittlerweile Staub und Spinnweben an.

Die hier gezeigte römische Schmiede der RömerWelt hätte eigentlich zur Saisoneröffnung am 15. März diesen Jahres wieder in Betrieb gehen sollen. Wann das nächste Mal hier römisches Handwerk gezeigt werden kann, ist leider noch nicht absehbar. Eventuell muss auch der mit der Fachschaft des Archäologischen Instituts der Universität zu Köln für Ende Mai geplante Schmiede-Kurs verschoben werden.

Dieses Foto entstand mit dem Minolta 58mm MC Rokkor 1:1.2 an der "CANOLTA 400D MkII", ebenso wie das gestern gezeigte Lavendel-Foto.

 


Am 20.04.2020 von QVINTVS:
Neues aus der RömerWelt: Start einer kleinen Fotoserie, Teil 1 - Rosmarin

Auch die RömerWelt am caput limitis in Rheinbrohl, das Erlebnismuseum und Limes-Informationszentrum am Beginn des UNESCO-Welterbes Obergermanisch-Raetischer Limes, ist Dank der Corona-Präventionsmaßnahmen zur Zeit noch immer verlassen und geradezu verwaist. Keine flanierenden Besucher, kein quirliges Kindergetümmel, keine Archäologie- und Römer-Interessierten. Die Vegetation kümmert es nicht, wie man am in voller Blüte stehenden Rosmarin sieht.

Da momentan kein regulärer Betrieb möglich ist, möchte ich die ruhige Zeit nutzen, Euch ein paar kleine Details dieser schönen und interessanten Anlage näherzubringen - und Euren Blick hiermit auf das Eine oder Andere lenken, was dem normalen Besucher sonst vielleicht auch verborgen bleiben könnte. So sollte sich die Zeit überbrücken lassen, bis die RömerWelt wieder ihre Eingangstür für Besucher öffnen darf.

Da die Fotografie mich bereits seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts begleitet, nehme ich diese heute beginnende Bilderserie zum Anlaß, ein paar Kleinode aus meiner fototechnischen Sammlung "auszuführen". Heute war es die "CANOLTA 400D MkII" mit dem für sein zartes Bokeh bekannten Minolta 58mm MC Rokkor 1:1.2. Also ein klassiches, sehr lichtstarkes Objektiv aus der Blütezeit des japanischen Objektivbaus des vergangenen Jahrhunderts an einer von mir dafür umgebauten digitalen Spiegelreflexkamera.

Ein paar Informationen zu diesem Umbau hatte ich seinerzeit hier zusammengetragen: www.fotowiesenberg.de/canolta_400d_mkii/canolta_400d_mkii.html

 


Am 18.04.2020 von QVINTVS:
Neu im Werkzeug-Fundus des Römischen Vicus: ein römischer Schuhmacher-Amboss

Schon seit längerer Zeit wollte ich für meine Darstellung als römischer Handwerker QVINTVS VETINIVS VERVS meinen Werkzeug-Fundus um einen römischen Schuhmacher-Amboss, oder besser noch eine ordentliche Schuhmacher-Werkbank, erweitern. Die passenden Werkzeuge zur Lederbearbeitung, wie verschiedene nach Originalfunden rekonstruierte Ledermesser, Ahlen, Raspeln, aber auch Hammer und sechs verschiedene Schuhnagel-Arten, sind ja zum Teil seit über zwanzig Jahren fester Bestandteil meiner römischen Werkzeugkiste. Die Werkzeuge kamen bei Veranstaltungen gelegentlich zu dringend erforderlichen Flickschustereien, seltener hingegen zur Anfertigung neuen Schuhwerks zum Einsatz. Der passende römische Amboss fehlte allerdings noch. Zuhause sind zwar mehrere Schuhmacherambosse vorhanden, darunter auch alte Schätzchen aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts mit schönen Wechsel-Einsätzen, aber eben nichts Römisches.

Vor ein paar Wochen bin ich zufällig bei einem (bzw. dem) Online-Auktionshaus über einen kleinen Steckamboss gestolpert, den ich mir ideal auf meiner Wachstafelmacher-Holzwerkbank vorstellen konnte. Glücklicherweise war ich der einzige Bieter für dieses schmiedetechnische Kleinod, so dass ich kurze Zeit später stolzer Besitzer dieses Ambosses war. Vor ein paar Tagen habe ich mir Stechbeitel und Holzhammer geschnappt und die für den Steckamboss nötige Aussparung in meine Werkbank gemacht. Passt!

Die als Beispiel abgebildeten Schuhe sind übrigens auch mittlerweile "historisch". Es handelt sich um ein Paar carbatinae, die seinerzeit vom "Leder-Peter" angefertigt und von mir umgearbeitet seit gut 20 Jahren als "Gästeschuhe" eingesetzt wurden - und die jetzt wirklich dringend ein paar neue Nägel unter der Sohle brauchten ...

Abbildung einer (bzw. der Vorlage zu dieser) römischen Schuhmacher-Werkbank: Grabstein aus Reims / Musée de Saint-Germani, siehe Nr. 3685 in: Émilie Espériandrieu, Recueil général des bas-reliefs de la Gaule romaine 5: Belgique, 1re partie (Paris 1913) 41. Umzeichnung siehe S. 28 Abb. 9 in: Carol van Driel-Murray, Zum Ostkastell von Welzheim. In: Carol van Driel-Murray / Hans-Heinz Hartmann, Das Ostkastell von Welzheim, Rems-Murr-Kreis. Forsch. u. Ber. zur Vor- u. Frühgesch. in Baden-Württemberg 42 (Stuttgart 1999) 11-100.

 

 

 


Am 5.04.2020 von QVINTVS:
Kleine Fingerübung: Gußrohlinge

Es hat mir keine Ruhe gelassen: Ich musste doch ein wenig in meinen alten Gußrohlingen kramen und habe dabei ein paar ganz hübsche Stücke gefunden, wie ein wenig "Kleinkram" für das lararium, so zum Beispiel der "reparierte" Mars aus dem Vicus Wareswald (bei dem ich beim Formenbau den beim Original abgebrochenen Unterschenkel rekonstruiert habe), die Venus-Statuette, der Merkur aus dem Vicus Eisenberg und die Isis-Fortuna (Foto rechts; von links). Diese Statuetten sollten sich doch bei Gelegenheit ein wenig nacharbeiten lassen.

Etwas mehr Arbeit wird der im Überfanggußverfahren hergestellte Pferdekopfschlüssel, seinerzeit ein Kooperationsprojekt von mir mit Martin Becker, noch brauchen. Bei dem muss auch noch der ganze Schlüsselbart gefeilt werden.

Nach minimaler Nacharbeit ist der zum Annageln geeignete Hadrianskopf (rechts unten) jetzt schon gebrauchsfertig. Und da ich doch noch nach der langen Standzeit von etwa zehn Jahren die Proxxon-Kleinwerkzeuge etwas bewegen musste, habe ich mich doch an etwas Kleinarbeit gemacht. Vorne liegen die beiden Resultate: Eine Eichel-Applike zum Annageln und eine Pfeilspitze. Beide nur vom Anguß abgeschnitten, kurz die Gußnähte versäubert und leicht überpoliert ... na also, geht ja noch - ich habe nix verlernt! Und die Werkzeuge haben die lange Standzeit auch unbeschadet überstanden.

 


Am 5.04.2020 von QVINTVS:
"Corona-Werkstatt-Fundstücke": Gußrohlinge, Schuhnägel, Schnittmuster und mehr

Die Corona-Krise hat auch bei mir so einige Nebenwirkungen. Da zur Zeit alle Veranstaltungen abgesagt sind und auch in "meinem" Museum nur ein Büro-Notbetrieb läuft, bleibt etwas Zeit für längst überfällige Aufräumarbeiten. So habe ich gestern dem kleinen Garagen-Nebenraum bei meiner Freundin etwas Aufmerksamkeit gewidmet, den ich 2007/2008 zu einer Mini-Werkstatt ausgebaut hatte. Bis zu einer unfreiwilligen Fast-Selbstverstümmelung weinige Jahre später habe ich dort viel Zeit verbracht und so einige selbst gegossene Fibeln, Schmuckanhänger und anderen Kleinkram überarbeitet. Eine an einem Karfreitag (wann sonst kann Man(n) in Ruhe arbeiten...) fast abgetrennte Fingerkuppe war dann der Grund, dass diese Begeisterung sich ein wenig gelegt hatte.

Seitdem ist das vielleicht 3,5 m² "große" Räumchen (netto Dank des eingebauten Regals, Werkbank, Drehbank, Kompressor und Werkzeug-Rollwagen natürlich deutlich weniger) eigentlich nur weiter zugewachsen, da hin und wieder Sachen dort hineingekramt wurden. Nach dem gerade fälligen Winter-zu-Sommer-Reifenwechsel hatte ich bei dem schönen Wetter keine richtig ziehende Ausrede parat, also ging es gestern ans Aufräumen und Entrümpeln. Nach ein paar Stunden, einer vollen Schrottkiste und einer fast vollen Mülltonne, bin ich um einige Überraschungen reicher, von denen ich hier ein paar vorstellen möchte.

Die größte und auch schwerste Überraschung ist, wie viele Messing-Gußrohlinge sich Dank der gelegentlichen Gußvorführungen angesammelt haben, da ich seit 8-10 Jahren keins der Stücke mehr ordentlich überarbeitet hatte. Erstaunlich viel ist übriggeblieben, obwohl ich zwischenzeitlich dazu übergegangen bin, die Rohgüsse einfach wieder einzuschmelzen. Angesammelt haben sich Schlüsselrohlinge, Anhänger, Ringe, Fibeln, Haarnadeln, Löffel, Kastengriffe, Spiegelgriffe und vieles mehr. Eigentlich zu schade, die vielleicht 15 kg wieder zu recyceln ... ich schaue mal, wieviel Zeit in in den nächsten Wochen noch haben werde.

Erkenntnis am Rande: Ich wusste gar nicht, dass es die runden Haribo-Klarsichtboxen in drei verschiedenen Höhen gibt.

Jetzt aber zu einigen anderen "Corona-Werkstatt-Fundstücken":

 

 

Fundstück 1: "CVT - BALINEVM"?!?

Beim Öffnen einer Kleinbild-Filmdose (auch etwas, womit die uns nachfolgenden Generationen wohl kaum noch etwas anfangen können...) konnte ich doch einen kleinen Lachanfall nicht unterdrücken. Diese "Bademarken" habe ich Ende der 90er oder Anfang der 2000er Jahre aus Zinn gegossen. Damals waren die Herbergsthermen (balineum) im Archäologischen Park Xanten (Colonia Ulpia Traiana = CVT) noch anläßlich der dortigen Großveranstaltung "Schwerter, Brot und Spiele" in Betrieb - und durfen nach der publikumsoffenen Zeit von den Darstellern genutzt werden. Dieses Angebot haben wir seinerzeit nur zu gerne angenommen und uns selbstverständlich darauf vorbereitet. So wurde beispielsweise ein römisches Tanga-Höschen nach Vorbild aus London rekonstruiert, wobei die genaue Ausführung der seitlichen Schnürung kniffliger war als gedacht. Und darüber hinaus habe ich eben diese, dem römischen Vorbild nur recht frei nachempfundenen, "Bademarken" als Eintrittsmarken für das Badevergnügen in den Xantener Herbergsthermen hergestellt.

Leider kamen weder sie, noch der Tanga dort jemals zum Einsatz. Bei den Bademarken bedauere ich das noch heute, das wäre ein guter Gag gewesen. Dass der Tanga nie in Xanten getragen wurde hat sich beim Testbaden in der heimischen Badewanne als eine gute Idee herausgestellt: Zu unserer großen Überraschung hat das braue Ziegenleder "wie der Deibel" abgefärbt. Wie hätten wir bloß die brauen Ränder im Badebecken der Xantener Herbergsthermen erklärt...???

 

Fundstück 2: Schuh-Schnittmuster und Schuhnägel

Das könnte einen "angehenden Benefiziarier" im Freundeskreis sehr interessieren: Weniger die Schnittmuster für provinzialrömische carbatinae und für das römische Infanterieheer typische caligae, die ich Ende der 1990er Jahre vom liebenswerten Schuhmacher der 1. Römercohorte Obladen bekommen hatte (Drei-M'chen, ich denke an dich!), sondern die kleinen Schuhnägel mit Halbrundköpfen im Bauernfrühstücks-Glas rechts. Diese Sohlennägel passen hervorragend zu römischen Schuhen des 2. und 3. Jahrhunderts. Also genau das, was gerade beim erwähnten Benefiziarier in Arbeit ist.

 

Fundstück 3: Gußtiegel

Was habe ich damals nach einer Bezugsquelle für diese Gußtiegel für meine Bronze- und Messingguß-Vorführungen gesucht! Da sie eine Zeitlang beim einschlägigen Versandhandel nicht lieferbar waren, hatte ich nach viel Internet- und Telefonrecherche (ja, das waren die frühen 2000er, da ging letzteres noch...) endlich ein paar kleine Gußtiegel aus Graphitton aufgetrieben. Damals war ich noch häufiger mit Gußvorführungen auf Römerfesten unterwegs - und habe noch Borax als Flußmittel genommen. Dadurch verschlackten die Gußtiegel leider schnell, so dass nach 5 bis 10 Tagen Vorführungen ein neuer Tiegel fällig war.

Kurz nachdem ich meinen Tiegel-Engpaß durch eine Lieferung aus den neuen Bundesländern erfolgreich abgestellt hatte, habe ich meine Gußtechnik ein wenig umgestellt und verzichte seitdem auf die Borax-Zugabe. Das hatte zur Folge, dass seitdem der Tiegel viel länger hält. Ich glaube, dass ich seitdem immer noch mit dem gleichen Tiegel arbeite, oder maximal mit dem zweiten - ich hatte ja damals 6 Tiegel bestellt. Wie auch immer, seitdem komme ich auf mindestens 20 Tage Vorführungen (je 3 bis 6 Gussvorgänge).

Gut zu wissen, dass mein Gußtiegelvorrat noch mindestens 10 oder gar 20 Jahre reichen wird!

 

Fundstück 4: Werkzeugtasche des Bundeswehr 1t-Anhängers

Damit hatte ich gar nicht mehr gerechnet - und es hat doch einige schöne Erinnerungen wieder hervorgeholt. Diese olivgrüne Rolltasche beherbergte einmal das Bordwerkzeug des eigentlich für einen Unimog gedachten 1-Tonnen-Anhängers von der Bundeswehr. Den habe ich 2012 ganz spontan gekauft, da mein damals neues "Firmenfahrzeug", ein Mercedes LF508D Feuerwehrfahrzeug, nur über eine LKW-Anhängekupplung verfügte. Dafür musste zum Transport von Brennholz, Gußofen und Holzkohle recht spontan ein Anhänger her - und der auflaufbegremste Bundeswehr-Anhänger war zwar riesig und schwer, dafür aber günstig, gut erhalten und lag quasi am Rückweg von einer Veranstaltung ... und war irgendwie cool. Da noch nie zivil zugelassen, gab es ein paar bürokratische Hindernisse zu nehmen, was aber nach dem Zulassungs-Hürdenlauf eines Feuerwehr-Fahrzeugs schon fast ein Kinderspiel war.

Dem Anhänger fehlten aber ein paar Kleinigkeiten, wie zum Beispiel das Reserverad im leicht unhandlichen Format 10.5R20 (wenn ich mich recht entsinne) und die vorgeschriebenen Unterlegkeile. Ich glaube mich erinnern zu können, dass noch ein Bremsseil für die Vollabnahme erneuert und die Beleuchtung auf Dreikammer-Rückleuchten umgerüstet werden musste. Nachdem nach Anraten des Prüfers, die Auflaufbremse im Fahrbetrieb ein paarmal kräftig freizubremsen, erfolgte die Vollabnahme ohne Mängel. Das Bordwerkzeug war damals die günstigste Art, über den allseits bekannten Online-Versteigerungs-Marktplatz an die zur Befestigung des Reserverads nötigen drei Radmuttern zu kommen.

Da ich kurze Zeit später einen PKW-Anhänger mit höhenverstellbarer und damit wechselbarer Kupplung ersteigern konnte, musste das olivgrüne Monster leider weichen. Meine Freundin war erleichtert, dass in ihrer Einfahrt endlich wieder Platz war. Vom Bordwerkzeug sind neben einem praktischen Hazet Maulschlüssel nur noch drei nagelneue Radmuttern übrig. Ob ich die noch einmal brauchen werde?

Aber das waren schon schöne Zeiten, als ich mit diesem Gespann zu Gußvorführungen auf dem Kops Plateau nach Nijmegen gehüpft bin ... gehüpft, weil die Riesen-Reifen ab 85 km/h die Neigung hatten, sich ein wenig aufzuschaukeln ...

 


Am 4.04.2020 von QVINTVS:
Neues von der IRM: Das Ausstellerverzeichnis der Internationalen Reenactmentmesse IRM2020 bleibt online abrufbar

Wie bereits berichtet musste die Internationalen Reenactmentmesse IRM2020 in der RömerWelt Rheinbrohl leider aufgrund der aktuellen Corona-Präventionsmaßnahmen abgesagt werden.

Für viele unserer Aussteller, größtenteils Künstler, Handwerker und/oder Solo-Selbständige, ist der Wegfall dieser Fachmesse und ziemlich aller Veranstaltungen des ersten Halbjahres 2020 eine finanziell extrem einschneidende Situation.

Deswegen haben wir beschlossen, das

heute aktualisierte Online-Aussteller-Verzeichnis der IRM2020 weiterhin abrufbar zu lassen.

Über die dort einsehbaren Kontaktinformationen sind unsere Handwerker und Händler direkt für Bestellungen und Aufträge erreichbar.

Bitte helft den 40 Ausstellern der IRM2020, auch diese harte Zeit zu meistern!

Hier die alphabetische Liste der Aussteller, die auf der IRM2020 zu sehen gewesen wären. Weitere Informationen auf der Webseite www.reenactmentmesse.de/p_aussteller_IRM2020.htm:

 

AES LIQUIDUM
Ammianus GbR - Verlag für historische Romane
Ana Period Shoes
archaeo-artist
Archaeopedi
Archäotechnik textile Fläche
ARS-ASTA
artaes - Bronzeobjekte
Atelier de la Licorne
Aulus Ledermanufaktur
Bücherflohmarkt des Römischen Vicus
Bunte Tuche
Buntschmied
Cultellus
Das Greiftier
derglasperlenmacher.de
Eifelpfeil
Gerberei Csendes
Geschichtshändler.de
Gladiatorenschule Trier
Handweberei ZeitenSprung
Hut und Haube
Keramik-Werkstatt
Kourgane
Lanarius Handspinnerei
Loomed Antiquity
Maßwerk - Historische Schuhe
Mittgard
Northern Leather
Perlenschmiede
Reenactment-Bedarf
Reenactmentbedarf Peter
Schorsch der Schmied
Silberkram
Steinhorst Orthopädieschuhtechnik
Töpferei Münk
TuchundStoff
Wollstoff
www.romanglassmakers.de
Zeitenhandel

 

Weitere Infos zur IRM2020 - ob und wie es mit der IRM weitergehen wird - gibt es demnächst auf der Messe-Webseite www.reenactmentmesse.de.

 


Am 2.04.2020 von QVINTVS:
Fehler im Römer-Blog-Archiv behoben

Seit geraumer Zeit liefen in einigen Web-Browsern die Links zu älteren Römer-Blog-Artikeln in unserem Archiv ins Leere. Da dieser Blog keine spezielle Software nutzt, sondern in "sehr einfachem" HTML gehalten ist, war die manuelle Umarbeitung und Kontrolle der Links eine "kleine" Fleißarbeit - die aber heute beendet ist. Jetzt sollte wieder alles wie erwartet funktionieren.

Zwischendurch habe ich mal wieder festgestellt, wie interessanzt es doch ist, in älteren Beiträgen zu blättern ... schon erstaunlich, was sich in den letzten zehn Jahren auch hier getan hat!

 


Am 2.04.2020 von QVINTVS:
Neues bei www.glasofenexperiment.de: Verwitterungsstudie Perlenofen PO-Borg-4 im Archäologiepark Römische Villa Borg

Seit Juni 2016 ist im Archäologiepark Römische Villa Borg der Perlenofen PO-Borg-4 ungeschützt den Elementen ausgesetzt und dient als Taphonomiestudie, wobei die Verwitterung des Ofenlehms in größeren Intervallen dokumentiert wird. Das war jetzt auch wieder einmal angesagt.

Der Vergleich von Juni 2016 (links) und April 2020 (rechts) zeigt eindrücklich, weshalb in unseren Breitengraden oberirdische Ofenstrukturen aus gebranntem Lehm wenig "Überlebenschancen" haben.

 

Weitere Informationen zum Projekt und zu diesem Perlenofen: www.glasofenexperiment.de/p_po_borg_4.htm

 


<<< zu jüngeren Blog-Einträgen <<<>>> weiter zu älteren Blog-Einträgen >>>

www.roemerblog.de/ blog.roemischer-vicus.de / www.roemer-blog.de

Autorenverzeichnis, Impressum, Datenschutz- und Haftungssauschlußerklärung siehe separate Seite

Frank Wiesenberg
Mobiltelefon: 0173-2609231
eMail:
www.roemischer-vicus.de

__________________________________________________________________________


Alle Texte und Fotos © Frank Wiesenberg, wenn nicht anders erwähnt.
Entnahme, Kopie und Verwendung nur mit Einverständnis von Frank Wiesenberg!

Contents of this website © Frank Wiesenberg unless statet otherwise.
Unauthorized reproduction prohibited!