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Frank Wiesenberg

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Willkommen beim
Römer-Blog des
RÖMISCHEN VICUS

Der Römer-Blog ist ein Teil des Projekts

www.roemischer-vicus.de

Neben dem kleinen "Blick hinter die Kulissen" sammeln sich im Römerblog einige interessante und auch ein paar kuriose oder lustige Notizen zu den Themen Römer, römisches Reenactment, Living History, Archäotechnik und experimentelle Archäologie an.

Das Römer-Jahr 2023 ist auf der Zielgeraden. Wir werden versuchen, auch in der veranstaltungsarmen Zeit hier möglichst breit gefächert verschiedene Aktionen vorzustellen, deswegen ... schaut öfter mal wieder rein!
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Am 31.12.2023 von QVINTVS:
Terminhinweise: 13. Januar 2024, 17. Februar 2024 und 9. März 2024 - 15.-17. RömerStammtische mit "Offener Werkstatt" in der RömerWelt am caput limitis Rheinbrohl

Abschließend für das Jahr 2023 möchte ich an dieser Stelle auf die nächsten drei (!) RömerStammtische mit "Offener Werkstatt" in der RömerWelt am caput limitis hinweisen. Reserviert ist dafür der Spieleraum am 13. Januar, 17. Februar und 9. März 2024. Wenn das Wetter es zulässt können wir gerne auch etwas draußen machen, aber der Spieleraum ist auf jeden Fall schön warm und trocken - ideal für Treffen in der Wintersaison.

Was können wir tun? Handarbeiten sind eine gute Idee, egal ob Leder oder Textilien. Dafür haben wir den Spieleraum der RömerWelt im letzten Winter extra mit einer Beleuchtung ausgestattet, bei der man auch einen Faden ins Nadelöhr bekommt. In meinem privaten Fundus sind einige Ledersachen, die schon länger repariert werden möchten. Die Leder-Nähmaschine sollte dann auch wieder in Betrieb genommen werden können.

Wir werden wieder gegen 11:00 Uhr mit dem RömerStammtisch starten. Vielleicht gibt es auch wieder eine kleine warme gemeinsame Mahlzeit. Ich bin mir sicher, dass uns auch im Jahr 2024 nicht der Gesprächsstoff ausgehen wird.

Da sich die RömerWelt bereits in der Winterpause befindet ist eine Voranmeldung per eMail an info@roemer-welt.de ratsam, um nicht vor verschlossener Eingangstür zu stehen.

... kommt gut ins neue Jahr, dann sehen wir uns schon bald wieder!

 

 

 

"Nächste Römer-Stammtische am 13. Januar 2024, 17. Februar 2024 und 9. März 2024

 


Wir freuen uns auf die nächsten „RömerStammtische mit offener Werkstatt“ am Samstag, den 13.01.2024, 17.02.2024 und 9.03.2024, jeweils von 11.00 bis 17.00 Uhr. Der Stammtisch soll als Treffpunkt und zum Informationsaustausch für Römer-Interessierte dienen. Ebenso ergibt sich dabei bei Interesse die Möglichkeit, einige Replikate römischer Objekte selber herzustellen. Dafür bieten die Werkstätten des Erlebnismuseums zahlreiche Möglichkeiten, die sich nicht nur auf Metallbearbeitung, wie Schmieden und Buntmetallguss, sowie Stein- und Holzbearbeitung beschränken müssen. Projekte mit Ton, Textilien, Leder, Glas, Knochen und Horn sind ebenfalls realisierbar. Hierfür bietet die RömerWelt nicht nur die Infrastruktur, sondern kann gegebenenfalls auch mit einer fachlichen Anleitung dienen, die im Idealfall sowohl die handwerklichen als auch die archäologischen Grundlagen abdeckt.

Bei Interesse an einer Teilnahme bitten wir um eine kurze Information an info@roemer-welt.de oder Tel. 02635-921866. Eine spontane Teilnahme ist dennoch möglich.

Infos über den RömerStammtisch zum Download: http://roemer-blog.de/downloads/downloads2023/RoemerWelt/RoemerStammtisch-Allgemeine-Infos.pdf


Am 31.12.2023 von QVINTVS:
Die "Fundstück-Radien-Farbkarte" - ein praktisches Gadget von der Fachschaft Archäologie der Universität zu Köln

Bei der Weihnachtsfeier im Archäologischen Institut der Universität zu Köln konnte ich ein wirklich praktisches Gadget mitnehmen: eine Kombination aus Farb- und Graukarte und Radienscheibe (umseitig, hier im Foto natürlich nicht zu sehen) im Scheckkarten-Format. Das Ding ist genial! Sogar an einen Nordpfeil und eine Zentimeter-Skala ist gedacht. Eine kleine Freifläche kann als Notizfeld genutzt werden - das ist aber viel zu schade, stattdessen nehme ich das lieber für einen Weißabgleich.

Noch nie von einer Radienscheibe gehört? Damit lässt sich einfach anhand des Umfangs einer (Keramik- oder Glas-) Gefäßscherbe der Umfang des vollständigen Gefäßes ermitteln. Das ist zum maßstabsgerechten Zeichnen von Scherben extrem hilfreich.

Seinen ersten richtigen Einsatz hat die Karte bei mir in der RömerWelt am caput limitis bekommen, als ich die ersten Eisenfunde noch vor ihrem Eingeben in das Entsalzungsbad schnell dokumentiert habe.

Vielen Dank an Aleksandra Wiese für die Erstellung dieses hilfreichen Tools!

Ich hoffe, dass diese Kärtchen noch lange über die Fachschaft Archäologie der Universität zu Köln bezogen werden können.

 

PS: Mit der Entsalzung geht die Bearbeitung der Funde aus der "Sammlung Oehl" sozusagen in die nächste Runde. In Vorbereitung der kommenden Ausstellungserweiterung der RömerWelt müssen auch die (leider nur sehr wenigen und kaum dekorativen) Eisenfunde bearbeitet werden. Zur Verhinderung der weiteren Korrosion dieser Bodenfunde werden sie in leichter Natronlauge "entsalzt", d.h. ihnen wird das durch die Bodenlagerung enthaltene Chlor entzogen. So soll ein Weiterrosten - auch in Ausstellungsvitrinen - vermieden werden.


Am 31.12.2023 von QVINTVS:
Nachtrag zur Leder-Nähmaschine

Hier zum Jahresende eine kleine Ergänzung zum RömerBlog-Beitrag zur ADLER 30-1 Schuhmacher-Nähmaschine vom 11. Dezember "Blick in die Werkstatt: Selbermachen statt kaufen - eine Buchse für die Leder-Nähmaschine": Die selbstgedrehte Messingbuchse an der Fadenklemme der Nähmaschine ist natürlich schon längst montiert, die passt prima!

Allerdings bin ich noch nicht zum Einstellen gekommen. Das kommt dann spätestens beim nächsten RömerStammtisch in der RömerWelt. Wann? Am 13. Januar 2024. Natürlich kommt da noch ein gesonderter Terminhinweis.

 


Hier das Suchspiel: Was ist neu...?

 


Am 30.12.2023 von QVINTVS:
Neu in der "kalten" Glas-Werkstatt: Horizontalschleifmaschine und Kuglerbock

Gestern führte die ausgiebige Probefahrt das "Arbeits-Golfs" nach Tausch der hinteren Radlager ins Münsterland. Dort wurden Auto und der 1,2 Tonnen-Anhänger mit zwei älteren Schleifmaschinen für Glas samt allen möglichen Zubehörs beladen. Der Kuglerbock sieht mit seinen Fließfett-Buchsen und Öl-Kläppchen an den Gleitlagern der Schweifwelle stark nach Museumsstück aus - ist aber voll funktionsfähig. Ebenso wie der große Horizontalschleifer mit 50 cm Durchmesser. Hierfür gibt es sogar zwei Schleifteller. Einer davon dürfte eine gute Basis für eine Aufnahme von römischen Rippen- und Mosaikschalen sein, die innen nachgearbeitet werden müssen. Das wird noch spannend! Der römische Glasmacher in mir freut sich sehr!

Es gab zu beiden Maschinen reichlich Zubehör von Bimsmehl und rollenweise Schmirgelleinen bis hin zu etwa 50 Stein- bzw. Korund-Scheiben in allen möglichen Größen. An dieser Stelle kann ich mein Angebot vom 17. August gerne wiederholen:

Mit dem bereits vorhandenem Sortiment sollte jetzt bis über meine Rente hinaus genügend Material vorhanden sein - bei Bedarf kann ich gerne etwas abgeben!

Beiden Maschinen sind zwar funktionsfähig, aber werde ihnen ein wenig Zuwendung in Form eines "C&A-Jobs" angedeihen lassen. Neben einer Grundreinigung dürften eine gründliche Justierung der Achse des Tellerschleifers und eine konstruktive Verbesserung der Lagerung des Antriebsmotors des Kuglerbocks bestimmt nicht schaden. Da freut sich der Maschinenbauer in mir schon drauf. Und den Maschinen-Nerd in mir freut, dass die Scheibenaufnahme des (noch nicht per Herstellerschild identifizierten) Kuglerbocks zum vorhandenen großen Kuglerbock der Richard Spatzier GmbH & Co. KG passt. Das macht vieles einfacher. Zum Letzteren gab es in diesem Konvolut sogar Unterlagen!

Besten Dank an Murph für die (schweißtreibende) Hilfe! Die Sackkarre und der kurze Hubwagen waren übrigens nicht Bestandteile des heutigen Neuzugangs zum Werkstattinventar, sondern unsere unentbehrliche Logistik-Hilfe. Damit und mit dem Brenderup-Hochplanen-Anhänger hat alles prima gepasst und wir sind sogar in meinem Zeitrahmen geblieben. Sogar das Wetter hat mitgespielt. Das hat den Logistiker in mir gefreut. Nur der Verbrauch des Gölfchens von satten 11,5 l/100km hat doch etwas überrascht.

 

 

PS: Der Anlass, warum diese Maschinen in den Verkauf kamen ist die Verkleinerung einer Werkstatt für Glas- und Keramik-Restaurierung. Hier wird wohl auch eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger gesucht. Den Kontakt stelle ich gerne her!

 


Horizontal- oder Tellerschleifmaschine, bestens geeinet um Ränder von Glasgefäßen zu begradigen.

(Foto mit Erlaubnis des Verkäufers.)

Graviermaschine oder Kuglerbock mit den passenden Scchleifscheiben.
(Foto mit Erlaubnis des Verkäufers.)

Am 18.12.2023 von QVINTVS:
Fundstücke Teil 3: von Astragaloi über Garnrolle und Klappwaage bis zum Spruchbecher

Hier der zweite Teil der gestrigen "Schrank-Fundstücke", jetzt alles römische Replikate verschiedener Hersteller. Hinzugenommen habe ich nur den - auch im Bild etwas dominaten - 3XL-Spruchbecher, der jetzt endlich auch ordentlich verstaut werden soll, damit er nicht weiter zustaubt. An die Terra sigillata-Fußschale links und den schwarzen Becher daneben konnte ich mich noch erinnern, aber wann ich das Terra sigillata-Schälchen rechts gekauft habe? Keine Ahnung. Bis auf den schwarzen Becher stammt die Keramik aus der Werkstatt von Anneclaer Bours-Bergau in Xanten (XAN-TST), auch der überdimensional große, aber vorbildgetreue Trierer Spruchbecher. Das war ein klasse Sonderauftrag damals! Der kleine schwarze Becher könnte noch von Kerstin Kirmse sein. Das ist dann schon echt lange her.

Die klappbare Waage samt Holzdose, die gedrechselte Garnspule und das Deckeldöschen daneben entstammen der Werkstatt von Steve Wagstaff (Roman Trader). Ich glaube, dass das Klappmesser mit Beingriff auch von ihm ist. Die hatte ich schon gar nicht mehr auf dem Schirm. Gekauft wahrscheinlich auf der letzten oder vorletzten Internationalen Reenactmentmesse IRM in der Villa Borg.

Immerhin die Astragaloi (die 5 Würfelknöchelchen) und die beiden gedrechselten Deckel links unten habe ich zu diesem Konvolut beigetragen. Die Deckelchen hatte ich noch für gläserne Badeöl-Gefäße hergestellt, damals noch auf meiner kleinen Rotwerk Drehbank. Von den Sprunggelenks-Knochen sollte ich bei Gelegenheit auch wieder welche auskochen. Die warten bereits im Tiefkühler auf mich.


Am 18.12.2023 von QVINTVS:
Fundstücke Teil 2: Schuhmacher-Werkzeuge und Material

Jetzt zu einem doppelten Fundstück: Zum Einen vor etwa 25 Jahren - und vorgestern im Schrank meiner Freundin. Vor einigen Jahren (es muss etwa 1998 gewesen sein...) hatte ich auf der Suche nach Altbeständen von für römische Schuhe geeigneten Schuhnägeln die einmalige Gelegenheit, in Nördlingen nicht nur tolle Schuhnägel zu bekommen, sondern sogar eine museumstaugliche Schuhmacher-Werkstatt zu übernehmen. Das muss der zweite Tag von etwa einer Woche Campingurlaub im rudimentär ausgebauten VW Bulli T3 gewesen sein. In Nördlingen gab es nicht mehrere Kilogramm von den für römische Schuhe idealen halbrunden Schuhnägeln, sondern das Angebot, nach der Mittagspause noch einmal wiederzukommen. Also haben wir erst einmal (damals!) die Parkuhr gefüttert und sind gemütlich Kaffee trinken gegangen.

Was uns dann erwartete war eine bis auf Schusterkugel und Nähmaschine komplette Schuhmacher-Werkstatt anno 1910. Samt gefülltem Nagelkarussell, Werkbank mit mindestens 5 cm starken Leder-Kleber-Resten, leicht wurmstichigen Dreibeinhocker sowie Lederpressse und hohem Schusteramboss mit diversen Einsätzen. Natürlich haben wir das ohne lange zu überlegen gerne in den Bulli eingeladen und die nächste Woche Camping mit Freundin UND Schuhmacher-Werkstatt gemacht. Die Werkbank und der Hocker mussten dafür ihrer Beine beraubt werden, dann passte das irgendwie größtenteils in den Staukasten unter dem Bett. Aber für jeden Campingaufenthalt musste mindestens die schwere Lederpresse hin- und hergewuchtet werden. Was für ein Spaß ... und was für ein toller Urlaub entlang des Raetischen Limes!

Zuhause in Aachen angekommen erfolgte das Sichten, Sortieren und Entwurmen (von Werkbank und Hocker). Alles existiert noch! Die Nägel kamen sortiert in den Römer-Schuhe-Machen-Fundus, das Werkzeug samt Presse und Amboss zur ADLER 30-1 Schuhmacher-Nähmaschine. Übrig blieb ein Karton "Diverses", der - zu meiner großen Überraschung - gestern in einem Schrank meiner Freundin auftauchte. Nun ist es nicht mehr die gleiche wie vor 25 Jahren und ich war eigentlich auf der Suche nach einer Kiste mit Glasperlen-Zubehör und Schmuckresten, die ich seit mindestens 5 Jahren vermisst habe. Aber anscheinend ist das alles offensichtlich in genau diesem Schrank in Heinsberg angespült worden.

Zum Inhalt dieses Sammelsuriums:

Die hier gezeigten handgefertigten Stiefelchen in Schuhgröße 32 waren bei der Schuhmacher-Werkstatt dabei. Sie sollen - wenn ich mich recht entsinne - das Gesellen- oder Meisterstück des Opas des Ladeninhabers gewesen sein. Die sehr "provinzial"-römische Gürtelschalle links davon und der Lederbeutel darunter sind zwei meiner "Frühwerke". Wie es der Beutel mit den diversen römischen Schleuderbleien davor in diese Kiste geschafft hat ist mir absolut schleierhaft. Den Schleifstein rechts hinten und die Tüte mit Pechzwirn (nicht zu sehen) hatte ich schon lange vermisst ... es taucht offensichtlich alles irgendwann wieder auf.

Aber im Schrank fand sich ja noch mehr ... das folgt gleich.


Am 18.12.2023 von QVINTVS:
Fundstücke Teil 1: römische Karaffen und Flaschen aus der Gerresheimer Glashütte

Hier stelle ich kurz vier Kleinanzeigen-Fundstücke vor, die mich doch recht erstaunt haben. Mit römischen Glasgefäßen und deren Herstellung beschäftige ich mich ja schon eine ganze Weile, genauer seit 1996. Seit nunmehr gut 25 Jahren habe ich schon viele römische Glasrepliken bei Museumsfesten über in meinem Webshop über meinen Ladentisch wandern sehen, insbesondere die von Mark Taylor und David Hill hergestellten. Aber natürlich waren stets auch die anderen Hersteller interessant. Ganz spannend finde ich es immer noch, wenn größere Glashütten plötzlich ihr Interesse für römisches Glasentdecken und dies nachzuahmen versuchen. Da sind mitunter ganz putzige "Interpretationen römischer Glasgefäße" entstanden. Spätestens zu dem Zeitpunkt, als ich 2010 einen Vortrag über die in der Ichendorfer Glashütte entstandenen römischen Nachbildungen vorbereitet habe, war mein grundsätzliches Interesse an dieser Thematik geweckt.

Deswegen war ich sehr verblüfft, beim großen Kleinanzeigen-Portal auf einen "römischen" Henkelkrug nach Vorbild aus der 1. Hälfte des 4. Jahrhunderts n. Chr. (Sammlung Niessen, Fundort Köln) zu stoßen, den ich so noch nicht kannte. Dieses Stück blitzte zwischen dem anderen als "römische Museumsnachbildungen" auf dem großen Online-Auktionsportal und seinem Kleinanzeigen-Ableger aktuell angebotenen Glas-Müll hervor! Bei genauerer Betrachtung fand sich der Hinweis, dass die Gerresheimer Glashütte in Düsseldorf dieses Objekt wohl etwa 1992 hergestellt hatte. Über die Geschichte der längst geschlossenen Gerresheimer Glas Aktiengesellschaft hatte ich unlängst einen interessanten Vortrag beim Glastag gehört, aber von "römischen" Glas war darin überhaupt nicht die Rede. Mein Interesse war definitiv geweckt!

Nach kurzem, netten Kontakt mit dem Verkäufer gesellten sich noch drei weitere Glasgefäße aus der gleichen Glashütte dazu. Mittlerweile haben sie (sogar samt der dazugehörigen Info-Blätter, herzlichen Dank an Herrn Stieler!) ihren Eingang in meine Sammlung an römischen Glas-Repliken gefunden und ich werde bei Gelegenheit auf meiner Info-Plattform "Glasrepliken - Repliken im Vergleich" ( http://www.glasrepliken.de/p_vergleich.htm ) dazu etwas schreiben.

Diese Gefäße wurden offensichtlich damals (von 1986 bis etwa 1992) mit hochprozentigem Inhalt angeboten. Der eingangs erwähnte Henkelkrug ist sogar noch immer gefüllt! Laut Etikett mit Zwetschgen-Wasser (40 %) - und immer noch tadellos verkorkt und sogar mit Wachs versiegelt! Jetzt stellt sich die Gewissensfrage, ob wir bei einer passenden Gelegenheit das Sakrileg begehen wollen, diese Flasche zu öffnen und den mittlerweile über 20 Jahre gelagerten Inhalt zu verkosten.


Am 17.12.2023 von QVINTVS:
Neues von der IRM: Warnung vor mutmaßlicher Abofalle!

Leider ist wohl an dieser Stelle wieder eine Warnung nötig, denn aktuell sind wieder solche Schreiben im Umlauf (Danke an Marled für die Zusendung):

Die Startseite der Internationalen Reenactmentmesse IRM zeigt deswegen aktuell wieder diese Warnung:

Aus aktuellem Anlass hier eine

wichtige Warnung an alle bisherigen und zukünftigen Aussteller der IRM:

Einige unserer Aussteller haben in den letzten Tagen postalisch ein Schreiben mit einem Formularbogen und einer Aufforderung bekommen, ihre Angaben in einem Aussteller-Verzeichnis zu korrigieren.

Dieses Schreiben STAMMT NICHT von uns, sondern von der Firma International Fairs Directory bzw. Mulpor International in Costa Rica. Die Firma verwendet unseren Namen Internationale Reenactmentmesse IRM OHNE UNSER EINVERSTÄNDNIS und HANDELT NICHT IN UNSEREM AUFTRAG!

BITTE REAGIERT NICHT AUF DIESES SCHREIBEN!

BITTE SCHICKT DIESES FORMULAR NICHT AB!!

Es handelt sich mutmaßlich um eine Vertragsfalle, wobei Ihr durch Rücksendung dieses Formulares mit dieser Firma einen kostenpflichtigen Werbevertrag eingeht.

Von unserer Seite als Veranstalter/Organisatoren der Internationalen Reenactmentmesse IRM erfolgt alle Korrespondenz per eMail über die bekannten Adressen. Auch jegliche Änderungswünsche an den Aussteller-Einträgen! Wir versenden KEINE Fragebögen o.ä. per Post!

Wir entschuldigen uns für diese (nicht von uns verschuldeten) Unannehmlichkeiten und hoffen, dass Euch diese Warnung früh genug erreicht.

Mit besten Grüßen,
Eure IRM-Orga.

Jetzt die positive Nachricht: Für die an einer Teilnahme an der Internationalen Reenactmentmesse IRM2024 interessierte Aussteller werden die Bewerbungsunterlagen wieder (wie auch die Jahre zuvor) am 10. Januar freigeschaltet. Ein paarmal werden wir noch wach ...

Alle Informationen zur IRM finden sich natürlich hier und auf der Messe-Webseite www.reenactmentmesse.de.


Am 16.12.2023 von QVINTVS:
Rückblick: Testbetrieb des großen "liegenden" römischen Glasofens in der Villa Borg vor fünf Jahren

Vor fünf Jahren haben wir im Archäologiepark Römische Villa Borg den großen römischen Glasofen "trockengeheizt". Das war der Höhepunkt des fast ein Jahr dauerndes Baus einer der größten rekonstruierten Glasöfen. Schon die komplett aus Lehm geformte Schmelzwanne hat eine Grundfläche von einem Quadratmeter! Die sich über die D-förmige Feuerkammer und die daran anschließende Schmelzwanne erstrecken Lehmkuppel wurde im Handaufbau ohne Lehrgerüst errichtet. Im Gegensatz zu den meisten bisherigen Rekonstruktionen römischer Glasöfen ist es eine horizontale Konstruktion. Zu dieser neuen großen Glashütte in der Villa Borg gehören neben diesem "Wannenofen" auch ein kleiner Schmelz-/Arbeitsofen, in dem eine bis zum 2 kg Glas fassende Schmelzschale positioniert werden kann. Zwei holzbefeuerte Kühlöfen gewährleisten, dass die gefertigten Glasgefäße (oder auch Fensterglas) gut entspannt abkühlen können. An dieser Stelle sei noch einmal Wiebke gedankt, ohne deren lehmknetenden Hände das wohl nicht im Zeitplan realisierbar gewesen wäre!

Um restliche Feuchtigkeit aus dem Lehm auszutreiben und den Ofen frostsicher zu machen gab es im Oktober 2018 ein mehrtägiges Glasofenprojekt in der Villa Borg. Vielen Dank allen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern! Alle Öfen haben auf Anhieb prima funktioniert. Der große Wannenofen ließ sich - verglichen mit dem bisherigen, nach Vorbild aus Trier rekonstruierten Glasofen - sehr entspannt heizen. Bei nur als Schlitz geöffneten hinteren Kaminloch entstand eine fast konstante horizontale Flamme, die sich von der Feuerkammer längs durch den ganzen Ofen bis zum Kaminloch erstreckte- faszinierend anzuschauen! Die Arbeitstemperatur lag an allen Meßstellen deutlich über 1.000 °C, wobei das Temperaturgefälle von Feuerkammer bis Rückwand erstaunlich gering ausfiel.

Am ersten Tag habe ich direkt am Ofen Glas geblasen. Das war - genau wie erwartet - aufgrund der extremen Temperaturabstrahlung von der Arbeitsöffnung echt eine Qual. Wesentlich angenehmer war der zweite Tag, an dem ich aus dem großen Ofen nur jeweils einen Glasposten entnommen und dann am daneben positionierten kleinen Schmelz-/Arbeitsofen bearbeitet habe.

Ausschnitte dieses Experiments sind bereits publiziert:

Frank Wiesenberg, Der Betrieb rekonstruierter römischer Glashütten – Probleme und erste Ergebnisse. In: Constanze Höpken / Bettina Birkenhagen / Marion Brüggler, Römische Glasöfen - Befunde, Funde und Rekonstruktionen in Synthese / Roman Glass Furnaces- Contexts, finds and reconstructions in synthesis. Denkmalpflege im Saarland 11 (Schiffweiler 2021) 291-302.

Frank Wiesenberg, Some Results of Experimental ‚Roman‘ Glass Furnace Projects and Their Relevance for Archaeology. In: Anna K. Hodgkinson / Cecilie Lelek Tvetmarken (Hrsg.), Approaches to the Analysis of Production Activity at Archaeological Sites; Tagungsband des internationalen Workshops des Excellence Cluster Topoi (A-6) Economic Space an der Freien Universität Berlin 20.-21. Januar 2018 (Oxford 2020) 107-212. Download des Buches bei ARCHAEOPRESS.COM

Bettina Birkenhagen / Frank Wiesenberg, Der experimentalarchäologische Werkstattbereich im Archäologiepark Römische Villa Borg. In: Gunter Schöbel (Hrsg.), Experimentelle Archäologie in Europa 18 - Jahrbuch 2019 (Unteruhldingen 2019) 245-256. Download des Artikels auf ARCHAEOglas.de

Bettina Birkenhagen / Frank Wiesenberg, Das römische Glasofenprojekt im Archäologiepark Römische Villa Borg. Den Ausgriewer 30, 2019, 62-70.

Mehr könnte aber noch kommen. Da wir für diesen Probebetrieb aus Kostengründen "nur" auf drei Schmelzgefäße je 14,5 Liter Volumen (also über 36 kg Glas) zurückgreifen konnten, steht der eigentliche Test der mindestens 300 Liter (= 750 kg Glas!) fassenden Schmelzwanne noch aus. Ebenso die Herstellung von Rohglas, also das Erschmelzen von Glas aus den Rohstoffen. Dies hatten wir bislang nur in einem 4 Liter fassenden Schmelzgefäß während eines einwöchigen Glasofenprojektes in Borg erfolgreich getestet (Literaturangabe siehe s.w.u.)*. Die Temperaturverteilung innerhalb des Wannenofens lässt den Schluss zu, dass die problemlos funktionieren müsste.

Ich danke an dieser Stelle auch dem Archäologiepark Römische Villa Borg und besonders Dr. Bettina Birkenhagen für die Möglichkeit, dieses tolle Projekt realisieren zu können. Und freue mich schon auf das nächste Glasofenprojekt dort im Mai 2024.

Informationen zu diesem Glasofenprojekt: http://www.glasofenexperiment.de

Informationen zum großen Wannenofen GO-Borg-3 "Myrte": http://www.glasofenexperiment.de/p_go_borg_3.htm

Informationen zum kleinen Schmelz-/Arbeitsofen GO-Borg-4 "Enya": http://www.glasofenexperiment.de/p_go_borg_4.htm

Informationen zu den beiden Kühlöfen KO-Borg-3 und KO-Borg-4: http://www.glasofenexperiment.de/p_ko_borg_3.htm und http://www.glasofenexperiment.de/p_ko_borg_4.htm

PS: Offensichtlich hatte ich zu dieser Zeit 2018 gerade eine "Römer-Blog-Pause". Diese Lücke sollte ich füllen ...

* siehe Frank Wiesenberg, Rohglasherstellung im rekonstruierten römischen Hafenofen des Archäologieparks Römische Villa Borg / Melting Fresh Batch in the Archaeological Park Roman Villa Borg's Reconstructed Roman Glass Furnace. In: Bettina Birkenhagen / Frank Wiesenberg (Hrsg.), Experimentelle Archäologie: Studien zur römischen Glastechnik Band 1. Schriften des Archäologieparks Römische Villa Borg 7 = ARCHEOglas 3 (Merzig 2016) 90-109.


Am 15.12.2023 von QVINTVS:
862.000 Euro Landesförderung für Ausbau der RömerWelt am caput limitis

Mit einem kleinen Umweg erhielt auch die Verbandsgemeinde Bad Hönningen - und damit auch die RömerWelt am caput limitis - vorgestern die gute Nachricht: Wie der Innenminister Michael Ebling am 12. Dezember 2023 bekanntgab, soll die Verbandsgemeinde Bad Hönningen eine Förderung in Höhe von 862.000 Euro aus dem Investitionsstock des Landes Rheinland-Pfalz erhalten.

An dieser Stelle ein großes Dankeschön an Herrn Ebling und an alle Beteiligten!

Damit rückt der Ausbau der RömerWelt in Rheinbrohl als Limes-Informationszentrum des Landes Rheinland-Pfalz mit der Ergänzung um eine zentrale Vermittlungsstelle für das seit 2021 als UNESCO-Welterbe eingetragenen Niedergermanischen Limes in greifbare Nähe. Die eigentliche Arbeit kommt jetzt natürlich erst, aber auf die Planung und Realisierung der Ausstellungserweiterung, die natürlich in enger Absprache mit der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz geschehen wird, freue ich mich schon sehr!

 

 

Hier die vollständige Pressemitteilung vom Ministerium des Inneren und für Sport von 12.12.2023:

"12.12.2023 | I-STOCK / LANDKREIS NEUWIED

Ebling: 862.000 Euro aus dem Investitionsstock für Bad Hönningen

Innenminister Michael Ebling hat mitgeteilt, dass die Verbandsgemeinde Bad Hönningen (Landkreis Neuwied) eine Förderung aus dem rheinland-pfälzischen Investitionsstock 2023 in Höhe von 862.000 Euro erhält. Gefördert wird die Erweiterung des Museums RömerWelt in Rheinbrohl

„Durch die Lage am Schnittpunkt der beiden unterschiedlichen Grenzverläufe des Niedergermanischen Limes und des Obergermanisch-raetischeen Limes kommt der RömerWelt am sogenannten caput limitis, dem ‚Kopf des Limes‘ als Limesinformationszentrum des Landes Rheinland-Pfalz eine besondere Vermittlungsaufgabe zu. Gerne unterstützen wir als Land die Verbandsgemeinde Bad Hönningen und die Stiftung ‚Caput Limitis‘ bei der geplanten Erweiterung des Museums“, sagte Innenminister Michael Ebling. Neben der Vergrößerung der Ausstellungsfläche sei auch geplant, klimaschutz- und heiztechnische Anpassungen vorzunehmen, so der Minister.

Der Investitionsstock ist ein Förderinstrument des Landes, mit dem überall dort Mittel zur Verfügung gestellt werden können, wo andere Förderinstrumente nicht greifen. Bei den geförderten Projekten wird insbesondere darauf geachtet, dass sie nachhaltig zur Stärkung der kommunalen Infrastruktur beitragen.

Typische Fälle für eine Unterstützung aus dem Investitionsstock sind der Neu- oder Umbau sowie die Erweiterung und Sanierung öffentlicher Einrichtungen wie Verwaltungsgebäude, Stadt- und Mehrzweckhallen, kommunale Friedhöfe und Bürger- und Dorfgemeinschaftshäuser."

Quelle: Pressemitteilung Ministerium des Inneren und für Sport des Landes Rheinland-Pfalz vom 12.12.2022


Am 11.12.2023 von QVINTVS:
Blick in die Werkstatt: Selbermachen statt kaufen - eine Buchse für die Leder-Nähmaschine

Leider musste ich vorgestern feststellen, dass die günstig erworbene alte ADLER 30-1 Schuhmacher-Nähmaschine doch nicht ganz so komplett war, wie ich eigentlich dachte. Es fehlten nicht nur der Einfädler und der Antriebsriemen (ok, der war zwar dabei, aber einfach zu mürbe ...), sondern auch eine kleine 16 mm lange und 15 mm breite Buchse, die eine gewisse Rolle bei der Spannung des Oberfadens zu spielen scheint. Das fiel erst nach Aufziehen des neuen Riemens auf. Das Original ADLER-Ersatzteil "Hülse" 030 00 034 0 ist zwar noch bei einem gut sortierten Spezialisten erhältlich (!), kostet allerdings über 48 Euro zuzüglich Versandkosten.

Das war ein prima Anlass, heute die schöne alte MYFORD Super 7 Drehbank durchzuölen und anzuwerfen. Zum Glück hatte ich ein Muster an der in meinem Arbeitszimmer befindlichen Nähmaschine, an dem ich Maß nehmen konnte. Mit dem englischen Drehbank-Klassiker hat das Anfertigen einer neuen Buchse aus Messing richtig Spaß gemacht! Die Stunde an der Maschine verging wie im Flug.

Ich bin gespannt, ob ich die Leder-Nähmaschine in der RömerWelt nun endlich in Betrieb nehmen kann oder ob eine weitere Überraschung auf mich wartet.

 


Da fehlt doch etwas.

 


Am 10.12.2023 von QVINTVS:
Die RömerWeltWurst - eine Bratwurst nach lukanischer Art

Jetzt geht's um die Wurst - und zwar um die RömerWeltWurst nach lukanischer Art! In diesem Jahr hat uns Stefan Schumacher von der Fleischerei Schumacher in Leutesdorf einen großen Wunsch erfüllt, denn schon ein paarmal gab es zu besonderen Anlässen eine Bratwurst nach lukanischer Art - also so, wie sie zum Beispiel von Apicius in LIBRI DECEM QUI DICUNTUR DE RE COQUINARIA ET EXCERPTA A VINARIO (dort lucanicae = Lukanische Würstchen, siehe im 2. Buch unter sarcoptes = Gehacktes) beschrieben wurde. Wir durften etwas zum Abschmecken dieser römischen Wurst-Spezialität beitragen, was uns noch immer sehr freut und sogar ein wenig mit Stolz erfüllt. Herausgekommen ist etwas Superleckeres! Bislang gab es diese Bratwurst bei der Fleischerei Schumacher auf Bestellung ganz frisch, am letzten Samstag erstmals (auf unseren Wunsch) auch leicht angeräuchert. Wir haben beides sofort auf die craticula in der RömerWelt befördert, gegrillt, probiert und gestaunt: Geschmacklich ist frisch oder angeräuchert ein Riesen-Unterschied!

Wir können uns aber echt nicht entscheiden, welche Variante die leckerste ist. Beide waren so lecker, dass gar keine Versuchung aufkam, sie noch mit Senf zu "verfeinern". Einigen konnten wir uns immerhin darauf, dass die frische RömerWeltWurst die "lukanischere" ist - was auch immer das heißen mag. Einhellige Empfehlung: Probiert es selber aus!

Bezugsquelle: Fleischerei Schumacher, Hauptstaße 79 in Leutesdorf, http://www.fleischerei-schumacher.de

 


Links die angeräucherte RömerWeltWurst, rechts die vier frischen RömerWeltWürstchen.

Auch im neuzeitlichen Käsebrötchen ein Genuß: die RömerWeltWurst.

Am 10.12.2023 von QVINTVS:
Rückblick: 14. RömerStammtisch mit "Offener Werkstatt" in der RömerWelt am caput limitis Rheinbrohl am 9. Dezember 2023

Der letzte RömerStammtisch mit "Offener Werkstatt" in diesem Jahr fand am letzten Samstag in der RömerWelt am caput limitis statt. Wie angekündigt hielten wir uns in geschlossenen Räumen auf, bis auf das Nachfräsen des Randes des Ablagetischs der Schmiedewerkstatt (Danke an Murph!) und natürlich das Grillen der hyperfrischen RömerWeltWürste (Danke an Corrado!). Zu letzteren folgt gleich noch ein eigener RömerBlog-Eintrag. Kulinarisch gab es außer den Bratwürsten nach lukanischer Art noch vielfältige Spezialitäten von einer Puls-Variation über Quitten-Frucht-Leder bis zu vielfältigen Weihnachtsgebäck (Danke an Christian, Dirk und Murph!). Zum abendlichen Umtrunk konnte ich auch noch etwas beisteuern, nämlich ein "Aufräum-Fundstück": Diesen Met hatte ich wohl im Dezember 2014 angesetzt und im Februar 2016 abgefüllt. Er hatte also über 7,5 Jahre zum Reifen. Das war ein interessanter Geschmack! Leider war die Flasche sehr klein.

Bevor Fragen bezüglich des Trinkglases auftreten: Dabei handelt es sich um ein formgeblasene Glas aus der Werkstatt von THE GLASSMAKERS Mark Taylor & David Hill, das ursprünglich doppelt so hoch war. Dieses Replikat eines römischen Glases aus dem 1. Jahrhundert nach Christus hat mich mehr als zehn Jahre bei Museumsfesten begleitet - und dann hatte bei gemütlichen abendlichen Beisammensein jemand versucht, eine Sektflasche ausgerechnet darauf zu parken. Da hatte das Glas klar den Kürzeren gezogen. Als praktische Übung zum Glas-Schleifen habe ich das fragmentierte Glas etwa auf der Hälfte gekürzt und plangeschliffen. Jetzt ist es (m)ein Schnapsglas-Unikat.

Apropos Basteln: Nach Aufziehen eines neuen 5mm Rundriemens, gründlichem Durchölen und etwas Einstellenlief auch die in seit kurzem in der RömerWelt befindliche ADLER 30-1 Schuhmachernähmaschine. Allerdings zeigte sich, dass eine kleine Hülse fehlt, die wohl eine gewisse Rolle bei der Einstellung der Spannung des Oberfadens spielt. Anhand der Teileliste konnte ich vor Ort schon feststellen, dass es sich um das ADLER Ersatzteil 030 00 034 0 "Hülse" handelt. Das wäre auch bei einem Telehändler lieferbar - was ja an sich bei einer so alten Nähmaschine toll ist ... aber über 48 Euro für eine etwa 16 mm lange Hülse mit einem inneren und einem äußeren Kragen? Da muss ich wohl noch einmal drüber schlafen.

Da das Wetter am Sonntagmorgen mitspielte haben wir uns zu fünft kurz nach 9 Uhr auf einen kleinen Verdauungs-Spaziergang in den Rheinbrohler Wald gemacht. Es ging entlang des RömerWeltWegs mit kurzem Abstecher zur Fundstelle des WP 1/7 bis zum Limeslehrpfad bzw. der Waldschule an der Turmstelle WP 1/8 . Von da aus haben wir dem Aussichtsturm auf dem Beulenberg und der Fundstelle des WP 1/9 einen Besuch abgestattet und sind dann am Köhlerplatz zur Turmstelle WP 1/10 gewandert. Das musste für gestern erst einmal reichen und wir haben von da aus direkt den Rückweg zur RömerWelt angetreten. Für die nächste Runde auf dem RömerWeltWeg habe wohl nicht nur ich mir vorgenommen, mit ein paar Kilogramm weniger auf den Rippen anzutreten ...

Den Termin für den nächsten RömerStammtisch teile ich hier gerne demnächst mit.


Am 7.12.2023 von QVINTVS:
Das Literaturarchiv des Römischen Vicus: Relevante Inhalte aller bisherigen Ausgaben des Nachrichtenblatts der Deutschen Limeskommission DER LIMES sind erfasst

DER LIMES ist seit 2007 das Nachrichtenblatt der Deutschen Limeskommission, das kostenlos an Vermittlungsstellen entlang des Obergermanisch-raetischen Limes verteilt wird, so auch in der RömerWelt am caput limitis in Rheinbrohl. In den aktuell 32 Ausgaben finden sich eine ganze Reihe interessanter Artikel. Um einzelne Themen in den Artikeln gezielt zu suchen und auch wiederzufinden ist das auf der weiter unten verlinkten Seite der Deutschen Limeskommission verfügbare PDF schon eine gute Hilfe. Ich habe mir dennoch in den letzten Tagen die Mühe gemacht, die (für mich) relevanten Artikel ALLER Ausgaben zu erfassen und verschlagwortet in die Artikel-Liste des Literaturarchivs des Römischen Vicus aufzunehmen.

 

Für mich hat sich diese Fleißarbeit definitiv gelohnt, denn so konnte ich auch bei dem vermeintlichen "digitalen Altpapier" wieder viel Interessantes dazulernen! Die Erfassung hat so leider wesentlich länger gedauert als gedacht. Aber das ist halt so, wenn man unverhofft auch lesenswerte Artikel stößt. Das ist gut so. Deswegen kann ich auch an dieser Stelle mich nur mit folgendem Hinweis wiederholen:

Alle Ausgaben von DER LIMES sind auf der Webseite der Deutschen Limeskommission online verfügbar bzw. herunterladbar.
Siehe https://www.deutsche-limeskommission.de/index.php?id=177
Das ist ein prima Service, für den ich hiermit gerne danken möchte!

Jetzt aber zur angesprochenen Liste:

Dies ist natürlich nur ein Ausschnitt. Die Artikel-Liste ist als EXECL-Datei auf den Webseiten vom Römischen Vicus und glasrepliken.de herunterladbar. Für eine Ausgabe als PDF ist es bei über 6.500 Einträgen mittlerweile zu umfangreich.

Die Schwerpunkte der Artikel-Liste sind:

- römische Ausgrabungen und Kleinfunde
- vorrömisches und römisches Glas
- antike Metallurgie
- römische Archäologie im Rheinland und im Mosel-Saar-Raum
- Experimentelle Archäologie
- Limesforschung (insbes. Obergermanisch-raetischer Limes und Niedergermanischer Limes)

Weitere Fachbücher zu provinzialrömischen Themen sind thematisch geordnet in unserem Literaturarchiv gelistet: www.roemischer-vicus.de/p_literatur.htm


Am 6.12.2023 von QVINTVS:
Manuelle Glasfertigung ist Immaterielles Kulturerbe der Menschheit

Heute wurde im Zwischenstaatlichen Ausschuss zum Immateriellen Kulturerbe der UNESCO in Botswana dem von Finnland, Frankreich, Spanien, Tschechien und Ungarn gemeinsam mit Deutschland gestellten Antrag, die Manuelle Glasfertigung in die Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit der UNESCO aufzunehmen, stattgegeben. Dem voraus ging die bereits 2015 erfolgte Aufnahme der Manuellen Fertigung von mundgeblasenem Hohl- und Flachglas in das Bundesweite Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe der Deutschen UNESCO-Kommission.

An dieser Stelle herzlichen Glückwunsch und ein großes Dankeschön an alle Beteiligten!

Ich persönlich freue mich schon darauf, auch zukünftig mit den römischen Glasofenprojekten (zum Beispiel www.glasofenexperiment.de), Kursen an Universitäten und der Staatlichen Glasfachschule Rheinbach und nicht zuletzt mit der in diesem Jahr neueröffneten Römischen Glashütte in der RömerWelt am caput limitis meinen Beitrag zur öffentlichen Wahrnehmung, zum Erhalt und zur Weiterführung dieses nun als Immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkannten Handwerks beitragen zu können.

Hier die vollständige Pressemitteilung der Deutschen UNESCO-Kommission mit Hintergrundinformationen:

"Manuelle Glasfertigung ist Immaterielles Kulturerbe der Menschheit

Traditionshandwerk wurde von sechs europäischen Staaten nominiert

Die UNESCO hat heute die Manuelle Glasfertigung zum Immateriellen Kulturerbe der Menschheit erklärt. Das Traditionshandwerk wurde von Finnland, Frankreich, Spanien, Tschechien und Ungarn gemeinsam mit Deutschland zur Aufnahme in die UNESCO-Liste nominiert. Der Zwischenstaatliche Ausschuss zum Immateriellen Kulturerbe tagt noch bis zum 9. Dezember in Kasane, Botswana.

„Geduld, Kreativität und Teamwork zeichnen die Manuelle Glasfertigung aus. Ich freue mich, dass die UNESCO die beeindruckende schöpferische Kraft dieses Handwerks ausgezeichnet hat. Die Gemeinschaft der Glasmacherinnen und Glasmacher bewahrt diese besondere Handwerkstradition mit einem beeindruckenden Engagement. Ich bin überzeugt, dass ihr Wissen und Können der Menschheit noch lange erhalten bleiben wird“, betont der Vizepräsident der Deutschen UNESCO-Kommission Christoph Wulf.

Die Manuelle Glasfertigung widmet sich der Formgebung und Gestaltung von heißem wie kaltem Glas. Die ersten Glashütten in Deutschland, Frankreich und Spanien entstanden in vorchristlicher Zeit. Im frühen Mittelalter verlagerte sich die Herstellung in Regionen, die über große Holz- und Sandvorkommen verfügten, den damals wichtigsten Rohstoffen der Glasfertigung. So entstanden Hütten in Tschechien und Ungarn. Die erste finnische Glashütte wurde 1681 gegründet.

Glas wird bei Temperaturen von weit über 1.000 Grad Celsius geschmolzen und ist nur für kurze Zeit formbar. Zur Herstellung von Hohlglas blasen die Handwerkerinnen und Handwerker eine kleine Kugel heißes, zähflüssiges Glas mithilfe einer Pfeife auf und bringen sie durch Drehen, Schwenken und die Bearbeitung mit traditionellen Werkzeugen in die gewünschte Form. Für die Produktion von Flachglas wird das heiße Ausgangsmaterial zu einer Walze gestreckt und weiterverarbeitet.

„Für die Anerkennung der Manuellen Glasfertigung als Immaterielles Kulturerbe der Menschheit sind wir unendlich dankbar“, erklären Georg Goes vom Museum Glashütte Baruth, Katrin Holthaus vom LWL-Museum Glashütte Gernheim und Rainer Schmitt von der Glashütte Lamberts. „Sie ist für Trägerinnen und Träger dieser traditionellen Handwerkspraxis eine wegweisende Auszeichnung und ist uns Ansporn, diese Tradition weiter zu erhalten und bekannter zu machen. In den kommenden Jahren planen wir gemeinsam mit den Partnern der anderen Bewerber-Nationen internationale Projekte zur Erhaltung der Manuellen Glasfertigung.“

Handgearbeitetes Hohlglas ist für hochwertige Serienproduktionen, Design, die Fertigung von Prototypen und technische Spezialanwendungen bis heute unverzichtbar. Mundgeblasenes Flachglas wird für Restaurierungsarbeiten, aber auch in Architektur und Kunst verwandt. So haben etwa Marc Chagall, Gerhard Richter und Neo Rauch Werke mithilfe dieser traditionellen Handwerkskunst geschaffen. Das komplexe Wissen über die Manuelle Glasfertigung wird in Deutschland nur noch von wenigen Menschen bewahrt und weitergegeben. Die Glasmacherinnen und Glasmacher sind heute international eng vernetzt. An der Nominierung für die UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes haben sich Glashütten aus ganz Europa beteiligt.

Hintergrund

Zum Immateriellen Kulturerbe zählen lebendige Traditionen aus den Bereichen Tanz, Theater, Musik, mündliche Überlieferungen, Naturwissen und Handwerkstechniken. Die UNESCO unterstützt den Schutz, die Dokumentation und den Erhalt gelebter Kultur seit 20 Jahren. Das Übereinkommen zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes wurde 2003 von der Generalkonferenz der UNESCO in Paris verabschiedet. Bis heute haben 181 Staaten den Vertrag ratifiziert. Deutschland gehört der UNESCO-Konvention seit 2013 an.

Einzelne Elemente aus den nationalen Verzeichnissen des Immateriellen Kulturerbes der Vertragsstaaten können für eine von drei internationalen UNESCO-Listen vorgeschlagen werden. Rund 700 Bräuche, darstellende Künste, Handwerkstechniken und Formen des Naturwissens aus aller Welt werden derzeit auf diesen Listen geführt, darunter der Tango aus Argentinien und Uruguay, die traditionelle chinesische Medizin, Reggae aus Jamaika und die Praxis des Modernen Tanzes in Deutschland.

Der Zwischenstaatliche Ausschuss zum Immateriellen Kulturerbe entscheidet jährlich über die Aufnahme neuer Kulturformen in die UNESCO-Listen. Das Gremium setzt sich aus 24 gewählten Vertragsstaaten der Konvention zusammen, darunter Deutschland.

Weitere Informationen

Webseite der 18. Sitzung des Zwischenstaatlichen Ausschusses zum Immateriellen Kulturerbe LINK

Fotos zur Manuellen Glasfertigung LINK

Manuelle Fertigung von mundgeblasenem Hohl- und Flachglas im Bundesweiten Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes LINK

Immaterielles Kulturerbe weltweit LINK

FAQ Immaterielles Kulturerbe LINK

Pressekontakt

Timm Nikolaus Schulze
Pressesprecher Deutsche UNESCO-Kommission
E-Mail: schulze(at)unesco.de

Peter Martin
Stellvertretender Pressesprecher Deutsche UNESCO-Kommission
E-Mail: martin(at)unesco.de

Pressemitteilung der Deutschen UNESCO-Kommission

Verantwortlich: Timm Nikolaus Schulze

Deutsche UNESCO-Kommission
Martin-Luther-Allee 42
53175 Bonn
E-Mail: presse(at)unesco.de
Internet: www.unesco.de"


Am 6.12.2023 von QVINTVS:
Blick in die Werkstatt: Schuhmacher-Nähmaschine ADLER 30-1 reaktiviert

Ehrlich gesagt geht dieses Mal der "Blick in die Werkstatt" eigentlich nicht in die Werkstatt, sondern in die "Bibliothek mit Schlafgelegenheit". Seit meinem Umzug von Aachen vor etwa zehn Jahren steht dort eine alte schwarze ADLER Klasse 30 Nähmaschine, genauer der Archetyp aller Schuhmacher-Nähmaschinen, die 30-1 der Kochs Adlernähmaschinen Werke Bielefeld A.G.. Offizielle Bezeichnung "Reparatur-Nähmaschine für Schuhmacher und Örthopäden". Die hatte ich etwa 2007 oder 2008 Jahren gekauft, technisch überholt, aber natürlich optisch im "Fundzustand" belassen - auch wegen des abgewetzten DKW-Logos auf dem Langarm. Mehr dazu unten. Durch das aufgeklebte DRP (Deutsches Reichspatent) sollte sich die Herstellung dieser Nähmaschine auf den Zeitraum 1919-1932 eingrenzen lassen. Es handelt sich also schon um eine ältere Dame.

Nach der Instandstetzung hatte ich mit dieser Maschine ein paar Reparaturen an Zeltplanen und Sonnensegeln vorgenommen, aber auch einige Lederbeutel für den Verkauf auf Römerfesten genäht. Danach war sie eher ein Standmodell. Anlass für die Reaktivierung nach so langer Standzeit war heute der Wunsch, eine neuzeitliche Tasche aus PE-Gewebe umzuarbeiten. Ich hatte irgendwie keine Lust, das zu rein mit Handstich zu nähen. Nach kurzer Behandlung der Schmierstellen mit Ballistol und Aufspulen von etwas schwarzem Garn auf die Unterspule war das dann ganz fix per Handrad-Antrieb gemacht. Allerdings zeigte sich, dass sich der Antriebsriemen des Pedalantriebs gelängt hatte. Da der Riemen sich sonst noch im guten und nicht-spröden Zustand befand war das Kürzen, Lochen und Neuaufziehen kein Problem. Beim nächsten Mal kann man dann auch in zwei Geschwindigkeiten per Pedes losnähen.

Ein unverzichtbares Werkzeug zum Einziehen des Oberfadens durch den Maschinenkopf ist übrigens der geschlitzte Draht, hier in zwei Versionen oben auf dem Antriebsbogen eingeklemmt. Beim Kauf der gerade in der RömerWelt befindlichen (und auf ihre Reaktivierung wartende ...) baugleichen ADLER 30-1 fehlte dieser natürlich - wie eigentlich fast immer bei Gebrauchtkäufen dieser Nähmaschinen. Aber kein Problem, den diesen gibt es ja noch neu! Eine Bezugsquelle für Zubehör für diesen Nähmaschinentyp kann ich hier gerne angeben: Wilhelm Lackert aus Norderstedt (Schuhbedarf24 / www.s24-onlineshop.de). Da gab es den "Einfädler lang (Fadenholer mit Spalt)" für 2,52 Euro netto. Gekauft. Passt.

Zu der vorhin erwähnten, jüngst erworbenen baugleichen Maschine gehört das zerfledderte Prospekt, auf dem die damaligen Verkaufspreise notiert sind: Oberteil 549,- Gestell 169,- Summe 709,- ist da zu lesen. Alle Preise natürlich D-Mark. Das ist offensichtlich schon deutlich länger her.

Zum auf dem Langarm befindlichen DKW-Logo: Meinen rudimentären Informationen nach ist es das Logo, das von 1923 bis 1932 verwendet wurde, danach kam das Logo mit den Auto-Union-Ringen. Da gab es diese Maschine in genau der vorliegenden Form schon etwas länger (1905 habe ich irgendwo gelesen). Gut möglich, dass diese Maschine bei DKW eingesetzt wurde, zum Beispiel zum Nähen von Sitzbezügen oder Innenverkleidungen. Aktuell waren 1931 die Kleinwagen DKW F1 und DKW PS 600 Sport sowie die Mittelklassewagen DKW 4=8 (V800 und V1000). Oder eben Motorräder, darunter das "Volksmotorrad" DKW RT 125 - aber da gab es eigentlich nicht so großen Nähbedarf. Ach was wäre das schön, wenn dieses Abziehbildchen erzählen könnte!

 

PS: Die Frobana Dopplermaschine rechts im Hintergrund könnte ich auch mal wieder entstauben ...


Am 3.12.2023 von QVINTVS:
Suche der Bodenmarke aus Welzheim: Führt der Palmzweig aus Raetien nach Westen?

Wo gibt es Parallelen? Wo kommt es her? Und wo wurde es gemacht? Diese Fragen sind bei archäologischen Fundstücken immer besonders spannend. So würde ich (bzw. wohl nicht nur ich ...) gerne wissen, wo es Parallelfunde zu diesem Boden eines römischen Glaskruges gibt, der in Welzheim gefunden wurde und im Museum Welzheim an prominenter Stelle ausgestellt ist.

Die erste Literaturrecherche in den "Formenkatalogen" (Corpus des signatures et marques sur verres antiques: Volume 1-3) führte leider noch noch nicht zu einem hundertprozentigen Treffer. Diese Bäumchen, oder besser Palmen(zweige), sind häufig auf den Außenseiten von sogenannten Merkurflaschen zu finden (Isings 84). Bei dem hier betrachteten Fragment handelt es sich aber eindeutig um den quadratischen Boden eines Einhenkelkruges (Isings 50) oder eines weithalsigen Gefäßes (Isings 62). Für den Boden einer Merkurflasche ist er einfach zu groß.

In folgenden Artikeln sind ähnliche (aber nicht hundertprozentig gleiche!) Fundstücke aufgeführt:

Ein nicht eingekreister Palmzweig, aber mit ähnlicher Randdekoration: D-RA 118 aus Günzburg in Andrea Rottloff, Bodenmarken auf halbformgeblasenen Gläser aus Raetien. In: Corpus des signatures et marques sur verres antiques: Volume 2, S. 148, 157und 178; hierder Hinweis auf eine Häufung ähnlicher Fundstücke in Raetien.

Ein eingekreister Palmzweig, aber ohne Randdekoration: E-CAR 023 aus Mérida (Spanien) in Jennifer Price, Mould-blown and impressed designs and names on vessels in Spain. In: Corpus des signatures et marques sur verres antiques: Volume 2, S. 284, 289 und 303; hier der Hinweis auf ähnliche Fundstücke aus Portugal, Marokko und Algerien.

Ein eingekreister Palmzweig, aber nur mit Punkten in den vier Ecken: P-CAR 032 aus Torre de Palma (Portugal) in Mário de la Cruz, Marques sur verres antiques du Portugal. In: Corpus des signatures et marques sur verres antiques: Volume 2, S. 328, 333 und 342; hier der Querverweis auf das oben angeführte Fundstück aus Mérida.

Ein eingekreister Palmzweig, aber mit Buchstaben CSCR und anderer Randdekoration: D-RE 220 aus dem Südvicus von Straubing in Constanze Höpken, Bodenmarken eckiger Glasgefäße aus Straubing, Raetien (Deutschland). In: Corpus des signatures et marques sur verres antiques: Volume 3, S. 171 und 174; hier der Hinweis auf ähnliche Fundstücke des C. Salvius Gratus in Raetien (Eining, Kempten und Straubing).

Es bleibt also spannend mit dem Palmzweig aus Welzheim.

Link zum Museum: https://www.museumwelzheim.de/

 


Am 3.12.2023 von QVINTVS:
Besuch im Carl-Schweizer-Museum Murrhardt

Zum Abschluss der Arbeitstagung der Arbeitsgemeinschaft "Römische Museen am Limes" in Murrhardt bot sich die Gelegenheit, kurz das dortige Carl-Schweizer-Museum zu erkunden. Das 1931 vom zoologischen Präparator Carl Schweizer gegründete Museum wird mittlerweile in vierter Generation privat geführt. In dem äußerlich eher unscheinbaren Gebäude gibt es eine unglaubliche Vielfalt zu entdecken! Das Kernthema des Museums sind natürlich die mannigfaltigen Tierpräparate aus aller Welt, die in thematischen Dioramen in mehreren Ebenen gezeigt werden. Innerhalb kürzester Zeit wandert der Blick von der heimischen Flora und Fauna zu norwegischen Fjorden oder in die Prärie Nordamerikas. Darüber hinaus verfügt das Museum mittlerweile auch über eine kultur- und stadtgeschichtliche Abteilung.

Das Carl-Schweizer-Museum stemmt sich dem Trend der frühen 2000er Jahre in der Museumskonzeption, wenige Fundstücke minimalistisch in Szene zu setzen, zum Glück erfolgreich entgegen. Hier ist es charmanterweise das genaue Gegenteil: Es sind so viele Tierpräparate und Fundstücke präsent, dass man im ersten Moment schier überwältigt ist. Dem wohnt aber eine ganz eigene Faszination inne. Und es animiert auch zum Wiederkommen, denn auch beim mehrfachen Besuch lässt sich im Museum sicherlich immer wieder etwas Neues entdecken.

Link zum Museum: https://www.carl-schweizer-museum.de/

Vielen Dank an Herrn Christian Schweizer für den Vortrag zur gut Hundertjährigen Geschichte der Römerfestspiele in Murrhardt und anschließend die höchst interessante und mit vielen Anekdoten gespickte Führung in seinem Museum!

 

Auch unter den Tierpräparaten finden sich absolute Raritäten im Carl-Schweizer-Museum!
Übrigens: Das rechts "in der Prärie" umhertrottende Gürteltier hätte ich am liebsten gleich eingepackt ... es ist so FLAUSCHIG!!!

 

Natürlich verfügt das Carl-Schweizer-Museum in Murrhardt auch über eine römische Abteilung. Leider war die Zeit schon so weit fortgeschritten, dass wir nur einen kurzen Blick in die mit zahlreichen Exponaten gefüllten Vitrinen werfen konnten ... also müssen wir wiederkommen!

 

Am 2.12.2023 von QVINTVS:
Terminhinweis: 9. Dezember 2023 - 14. RömerStammtisch mit "Offener Werkstatt" in der RömerWelt am caput limitis Rheinbrohl

Genau eine Woche vor dem nächsten und letzten RömerStammtisch mit "Offener Werkstatt" in der RömerWelt am caput limitis (zumindest der letzte für dieses Jahr...) am 9. Dezember 2023 macht uns die Wetterprognose wenig Hoffnung auf schönes Outdoor-Bastelwetter. Auch die Idee, einen kleinen Spaziergang entlang des RömerWeltWegs zu unternehmen, verschieben wir auf das kommende Jahr - bei besserem Wetter.

Was können wir also tun? Handarbeiten sind eine gute Idee, egal ob Leder oder Textilien. Dafür haben wir den Spieleraum der RömerWelt im letzten Winter extra mit einer Beleuchtung ausgestattet, bei der man auch einen Faden ins Nadelöhr bekommt. In meinem Fundus sind einige Ledersachen, die schon länger repariert werden möchten. Der kommende Samstag wäre dafür ideal. Auch ein paar neue Ideen für kleinere Ledertaschen sind da.

Wir werden wieder gegen 11:00 Uhr mit dem RömerStammtisch starten. Vielleicht gibt es auch wieder eine kleine warme gemeinsame Mahlzeit. Ich bin mir sicher, dass uns auch dieses Mal nicht der Gesprächsstoff ausgehen wird.

Da sich die RömerWelt bereits in der Winterpause befindet ist eine Voranmeldung per eMail an info@roemer-welt.de ratsam, um nicht vor verschlossener Eingangstür zu stehen.

... wir sehen uns!

 

 

 

"Nächster Römer-Stammtisch am 9. Dezember 2023

 


Wir freuen uns auf den nächsten „RömerStammtisch mit offener Werkstatt“ am Samstag, den 9.12.2023, von 11.00 bis 17.00 Uhr. Der Stammtisch soll als Treffpunkt und zum Informationsaustausch für Römer-Interessierte dienen. Ebenso ergibt sich dabei bei Interesse die Möglichkeit, einige Replikate römischer Objekte selber herzustellen. Dafür bieten die Werkstätten des Erlebnismuseums zahlreiche Möglichkeiten, die sich nicht nur auf Metallbearbeitung, wie Schmieden und Buntmetallguss, sowie Stein- und Holzbearbeitung beschränken müssen. Projekte mit Ton, Textilien, Leder, Glas, Knochen und Horn sind ebenfalls realisierbar. Hierfür bietet die RömerWelt nicht nur die Infrastruktur, sondern kann gegebenenfalls auch mit einer fachlichen Anleitung dienen, die im Idealfall sowohl die handwerklichen als auch die archäologischen Grundlagen abdeckt. Bei Interesse an einer Teilnahme bitten wir um eine kurze Information an info@roemer-welt.de oder Tel. 02635-921866. Eine spontane Teilnahme ist dennoch möglich.

Infos über den RömerStammtisch zum Download: http://roemer-blog.de/downloads/downloads2023/RoemerWelt/RoemerStammtisch-Allgemeine-Infos.pdf


Am 1.12.2023 von QVINTVS:
Besuch im Museum Welzheim

Es muss gute 20 Jahre her sein, dass ich das letzte Mal im Museum der Stadt Welzheim war. Eine lange Zeit, in der sich viel getan hat. Dem Museum hat die Zeit aber offensichtlich gut getan! Aus dem Kleinod im Schwäbischen Wald mit winziger Römerabteilung ist ein echtes Schmuckstück geworden, das nicht nur viele Funde aus den beiden Kastellen zeigt, sondern ein wunderbarer Einstieg in den Obergermanisch-raetischen Limes ist. Ein paar Details könnten sogar als Inspriation fü die anstehende Ausstellungplanung im "eigenen" Hause dienen. Das vom Historischen Verein Welzheimer Wald e.V. betreute Museum zeigt aber nicht nur Römisches, sondern widmet sich auch mit einer volkskundlichen Ausstellung der Stadtgeschichte von Welzheim und auch der Geschichte der lokalen Produktion von Holzspielzeugen. Die noch bis zum 7. Januar 2024 laufende Sonderausstellung "100 Jahre Radio - Welzheim ganz Ohr" widmet sich der Rundfunkgeschichte und zeigt eine interessante Kollektion vom Volksempfänger bis zur Neuzeit. Das Museum hat sonntags von 13:00 - 16:00 Uhr geöffnet, Gästeführungen sind aber nach Vereinbarung an anderen Tagen möglich.

Link zum Museum: https://www.museumwelzheim.de/

An dieser Stelle danke ich Herrn Wolfgang Grabe ganz herzlich für wie wirklich ausführliche Führung! Es ist toll zu sehen, mit wieviel Herzblut in Welzheim Museumsarbeit gemacht wird. Und ein herzlicher Gruß auch an die dortigen Limes-Cicerones!

Offensichtlich haben die Römer das Welzheimer Stadtwappen schon gekannt - oder vorweggenommen! Auf dieses Fundstück ist das Museum zu Recht stolz. Dieser Boden eines Vierkant-Einhenkelkruges der Form Isings 50 soll mich daran erinnern, bei Gelegenheit mal im Archiv nachzuschauen, wo es motivgleiche Funde gibt oder wo gar der Herstellungsort dieser Transportkrüge gewesen sein könnte.

 

Leider hatte ich keine Zeit mehr, die Schmiedewerkstatt mit dem tollen Stationärmotor und die darüber gelegene Schuhmacher-Werkstatt anzuschauen. Beides hatte mich bei meinem ersten Besuch vor über 25 Jahren schon fasziniert. Ich erinnere mich gerne an das Gespräch mit dem leider inzwischen verstorbenen Schuhmacher, der dort einmal pro Monat Vorführungen gemacht hat. Aber mit Hartmut Frey gibt es ja einen gut qualifizierten Nachfolger, der diese Tradition weiterführt.

 

 

 

Das Museum in Welzheim verfügt im Dachgeschoss auch über eine tolle historische Textilwerkstatt samt dem links abgebildeten Webstuhl. Noch sind ein paar Meter aufgespult, aber irgendwann in nächster Zeit muss da wieder eine Kette aufgeschert werden. Ob es noch jemanden gibt, die/der das kann? Dazu werde ich beizeiten hier im RömerBlog noch etwas schreiben ...

 


Am 1.12.2023 von QVINTVS:
Kurzbesuch im Ostkastell Welzheim

Ausnahmsweise war die Autofahrt vom Rheinland aus in den Schwäbischen Wald nach Welzheim und Murrhardt trotz eines vorhergesagten mittelprächtigen Wetter- und Verkehrschaos sehr problemlos, sodass ich vor dem Museumsbesuch in Welzheim dem Ostkastell in Welzheim einen kurzen Besuch abstatten konnte. Ein Mithrasrelief im Schnee sieht man wirklich nicht alle Tage - und ein verschneites und mit Eiszapfen behangenes Kastelltor erst recht nicht.

Eigentlich sollte es nur ein ganz kurzer Abstecher werden, aber wie der Zufall es will traf ich direkt vor dem Kastelltor auf den wohl einzigen mir persönlich bekannten Bewohner von Welzheim, den (nicht nur römischen) Schuhmacher Hartmut Frey. Auf das Angebot, mir das Kastelltor kurz von innen anzuschauen, bin ich liebend gerne eingegangen - es sind auch ein paar Schnee-/Eisbilder aus ungewohnter Perspektiven entstanden. An dieser Stelle herzlichen Dank, Hartmut! Und das nächste Mal bringe ich mehr Zeit mit, versprochen!

Link zum Ostkastell Welzheim: https://www.welzheim.de/tourismus/erleben-entdecken/roemisches-welzheim/archaelogischer-park-ostkastell

 

PS: Auf dem Weihestein unten links sind ein Einhenkelkrug sowie eine flache Griffschale mit mittigem Buckel abgebildet. Beide Gefäße dürften der entsprechenden Zeremonie zugehörige Gefäße sein, entweder für rituelle Waschungen oder Trankopfer. Das erinnert mich an eine kürzlich im Bekanntenkreis entsponnene Diskussion, ob es sich bei diesen flachen Henkelschalen um rituelle Gefäße oder primär um Kochgeschirr handeln würde. Nicht nur anhand der Einarbeitung ihrer Abbildung in Weihesteine (der hier abgebildete stellt ja keinen Einzelfall dar), sondern auch aufgrund des zum Kochen unpraktisch-dominanten Buckels plädiere ich an dieser Stelle für ein Ritualgefäß. Die andere heißdiskutierte Frage war, ob diese - oft mit einem Widderkopf als Griffabschluss versehenen - Griffschalen nun als patera, trulla oder doch eher als phiale angesprochen werden sollten. Wenn ich mir Publikationen der provinzialrömischen Archäologie anschaue, so scheint sich patera durchgesetzt zu haben.

 

 

 


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